Merkel steht hinter Stoiber

Unterstützung für CSU-Chef Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat wächst – auch in der CDU. Unions-Fraktionsvize Bosbach versichert: „Das ist kein Putsch.“ Merkel spricht von Sand im Getriebe

BERLIN taz ■ Angela Merkels Wunsch nach einer friedlichen Vorweihnachtszeit hat sich nicht erfüllt. Schon das zweite Adventswochenende brachte für die CDU-Vorsitzende nichts als Ärger. Die leidige Debatte um die Kanzlerkandidatur der Union ist wieder in vollem Gange.

Für große Aufregung sorgten Berichte, wonach mehrere CDU-Landeschefs und Ministerpräsidenten eine gemeinsame Initiative für CSU-Chef Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat planen. Zu den Rädelsführern sollen unter anderem der saarländische Regierungschef Peter Müller und sein baden-württembergischer Kollege Erwin Teufel gehören. Die Berichte wurden nicht bestätigt, aber zunächst nur halbherzig dementiert. Müllers Büro sprach von „Spekulationen“.

Die Schützenhilfe für Merkel aus den eigenen Reihen hielt sich in Grenzen. CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Bosbach sagte der taz: „Das ist kein Putsch gegen Frau Merkel.“ Es handele sich bei dem Vorstoß der Stoiber-Freunde vielmehr um einen „deutlichen Hinweis darauf, dass man mit dem Kandidaten bei der Bundestagswahl antreten sollte, von dem man glaubt, die größten Erfolgsaussichten zu haben“. Bosbach sagte, er habe „überhaupt keinen Zweifel daran, dass die Popularität von Herrn Stoiber im ganzen Bundesgebiet groß ist“

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm sagte, die CDU-Politiker, die sich für Stoiber aussprächen, dürften nicht „mit einem Bannstrahl belegt werden“. Merkel selbst reagierte wütend auf die neuen Diskussionen: „Wer Sand in das Getriebe der CDU werfen will, leistet einen unsäglichen Beitrag“, schimpfte die CDU-Chefin. Es sei „bitter, dass mancher in der CDU nicht die Kraft hat, uns die erarbeiteten Freiräume zu erhalten.“ Auf dem CDU-Parteitag in Dresden hatte Merkel erst vor einer Woche gefordert, die innerparteiliche Diskussion um die Kanzlerkandidatur einzustellen. Merkel und Stoiber hatten sich darauf geeinigt, den vorgesehenen Zeitplan einzuhalten und erst Anfang nächsten Jahres einen Kandidaten zu präsentieren.

„Dabei bleibt es“, sagte Stoiber gestern bei einer CSU-Tagung in Wildbad Kreuth. Führende CSU-Politiker äußerten Unverständnis für die neu entflammte Diskussion in der CDU. LKW

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