Neue Briketts im Feuer

HHLA-Hafenarbeiter kündigen auf Versammlung massiven Widerstand gegen Privatisierungspläne des Senats an  ■ Von Kai von Appen

Im Hafen rumort es: Denn bei der Hamburger Hafen- und Lagerhausgesellschaft (HHLA) steht für den 22. Dezember im Aufsichtsrat die erste Nagelprobe an. Dann wird sich entscheiden, ob der neue Aufsichtsratsvorsitzende und CDU-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall die vom Rechtsblock angekündigte Privatisierung zur Stopfung von Haushaltslöchern gegen das Votum von Gewerkschaft ver.di und Betriebsräten durchzieht.

Zur Debatte steht zunächst die Privatisierung des Unternehmensbereichs Frucht. „Wenn das durchgezogen passiert, wird es im Hafen sehr unruhig werden – auch am Containerterminal Altenwerder“, warnte gestern HHLA-Betriebsratschef Fred Timm in einer ver.di-Vertrauensleuteversammlung. Die Belegschaft ist gewerkschaftlich straff organisiert.

Für Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose wäre eine Privatisierung und Aufsplitterung der HHLA fatal. Hamburg sei der größte Containerhafen Deutschlands und die HHLA mit 3600 Beschäftigten ein „wettbewerbsfähiges Unternehmen“. Durch einen Verkauf des stadteigenen Betriebs würden nicht nur die Hamburger „verdeckt enteignet“, auch verliere die Stadt ein wichtiges Instrument der Standortpolitik. „Der Senat hätte nicht mehr die Steuerungsfähigkeit“, mahnt Rose, „und was einmal verfrühstückt ist, ist für immer futsch.“

Pläne zur Verselbstständigung der drei Unternehmensbereiche Container (Burchardkai), Frucht (O'swaldkai) und Lager und Disposition (Überseezentrum) sind nicht neu und werden seit 1998 zwischen Vorstand und Betriebsrat diskutiert. „Grundsätzlich sind wir nicht gegen strategische Partnerschaften und Beteiligungen, die uns Arbeit bringen“, betont Timm. Vorausetzung: Die HHLA-Mutter behalte die Mehrheitsbeteiligung, langfris-tig werde eine Standort- und Beschäftigungsgarantie gegeben sowie die Tarifverträge abgesichert. Daran habe sich der bisherige Senat gehalten.

Nunmehr erwägt offenkundig HHLA-Boss Peter Dietrich notfalls im Pakt mit Uldall und seiner Doppelstimme den defizitären Bereich Frucht an die Heuergruppe abzustoßen, ein umittelbarer Konkurrent in Bremerhaven. Aber auch bei den HHLA-Töchtern herrscht große Unruhe. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir als erste abgestoßen werden“, sagt Frank Ladwig von der „TCT Tellerort Containerterminal GmbH“. TCT war nach heftigen Querelen in der Buss-Gruppe von der HHLA gekauft worden.

„Wir dachten, langsam zur Ruhe zu kommen, und nun legt man wieder Briketts ins Feuer.“ Die Belegschaft werde aber ihren Ausverkauf nicht hinnehmen. „Die neue Situation ist durch das Wählervotum entstanden“, sagt Ladwig, „das müssen wir akzeptieren, aber nicht hinnehmen.“