Bremen lässt weiter kotzen

■ Weniger Brechmittelvergabe an verdächtige Dealer

Bremen wird keine Brech-Pause für mutmaßliche Drogendealer einlegen – ungeachtet laufender Ermittlungen in Hamburg. Dort liegt seit dem Wochenende ein Mann im Koma, nachdem ihm das Brechmittel Ipecacuanha unter ärztlicher Aufsicht eingezwungen worden war. „Wir halten ein Neu-Nachdenken für nicht notwendig“, sagte dazu der Sprecher des Bremer Innenressorts. In Bremen werden Brechmittel seit Jahren vergeben, ohne dass es zu schwerwiegenden Zwischenfällen gekommen sei. Dass der Brechsirup seltener vergeben werde (1998: 166 Mal; 1999: 120 Mal; 2000: 64 Mal) sei auf verändertes Dealerverhalten zurückzuführen.

„Aus unserer Sicht gibt es zum Brechmittel keine Alternative“, betonte auch Dieter Oehlschläger, Chef der Bremer Gewerkschaft der Polizei (GdP). Bekanntlich könnten Drogen ansonsten nur durch „Aussitzen-“ sichergestellt werden. Drogen in Exkrementen sicherzustellen, sei aber für die Ermittler so unschön wie Brechmittelvergabe. Ähnlich sieht es auch der SPD-Innenpolitiker Hermann Kleen. Den jüngsten Vorfall will er jedoch zum Anlass machen, dass die Innendeputation die Vergabepraxis in Bremen demnächst erneut eingehend überprüft.

Die Grünen dagegen fordern, die Brechmittelvergabe sofort einzustellen. „Auf dramatische Weise haben sich unsere Vorbehalte wegen bekannter Gesundheitsrisiken bestätigt“, so der Innenpolitiker Matthias Güldner. Das Bremer Gesundheitsamt müsse den Hamburger Fall bewerten, bevor das Brechmittel weiter eingesetzt werde.

Das Anti-Rassismus-Büro erneuert seine Forderung nach Kotz-Stopp: Nun gebe es den traurigen Beweis, dass sogar anwesende Ärzte das Schlimmste nicht verhindern können. ede