Keine „Kernzeit Plus“

■ Adolf verschiebt Kindergarten-Projekt

Am Ende siegte doch der Protest: Die Bremer Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) hat gestern den Kindergarten-Modellversuch „Kernzeit plus“ verschoben. Damit folgt sie heftigen Bedenken von Eltern, Trägern sowie Erzieherinnen und Erziehern, gestand Adolf ges-tern Abend. Statt wie ursprünglich geplant im August 2002 mit der Flexibilisierung der Betreuungszeiten zu beginnen, soll der Ansatz nun erst noch wissenschaftlich überprüft werden.

Geplant war, in ausgewählten Kindergärten ab Sommer rund um eine Kernzeit zwischen 8 und 13 Uhr gegen Bezahlung zusätzliche Betreuungszeiten anzubieten. Außerdem sollten Eltern die Zeiten flexibel auf die einzelnen Wochentage verteilen können. Nach der Versuchsphase sollten in allen Kindergärten behinderte Kinder aufgenommen werden, statt wie bisher in mit Fachkräften verstärkten Integrationsgruppen.

Erst kürzlich hatten 500 städtische KindergärtnerInnen gegen diese Reform protestiert. Städtische und kirchliche Personalvertreter sprachen dabei von einem „desolat vorbereiteten und „gänzlich unausgegorenen Konzept. Ihre Kritik richtete sich vor allem gegen die Veränderungen in der Integration: Statt Extra-Förderung würde es in Zukunft eine „flächendeckende Scheinintegration“ geben. Auch die Leiterin des Landesverbandes Evangelischer Kindergärten, Ilse Wehrmann, monierte die Nachteile für die Integration.

Adolf betonte gestern, ihr sei daran gelegen, eine Reform der Kindergartenarbeit im Einvernehmen mit allen Beteiligten behutsam auf den Weg zu bringen. Deshalb werde der Modellversuch nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt starten. Ihr Ziel bleibe es aber, den Wünschen vieler Eltern nach flexibleren Betreuungszeiten entgegenzukommen.

Die Betreuung und Förderung besonders behinderter und sozial benachteiligter Kinder solle „so optimal wie möglich“ gestaltet werden. Welche Wünsche die Eltern bei den Betreuungszeiten haben – das soll eine wissenschaftliche Untersuchung jetzt zeigen. pipe