„Non“ zu neuem Großflughafen

Die Bevölkerung der Picardie lehnt in einem illegalen Referendum Pläne der französischen Regierung ab

PARIS taz ■ „Non“ sagten am Sonntag die BewohnerInnen von 46 Dörfern und Kleinstädten in der Picardie zu dem Pariser Plan, einen internationalen Flughafen auf ihre Äcker und Gehöfte zu bauen. In einem von ihren Bürgermeistern organisierten illegalen Referendum stimmten 91 Prozent der AnwohnerInnen gegen das Vorhaben, das die rot-rosa-grüne Regierung Mitte November bekannt gemacht hatte und dem mehrere Ortschaften sowie Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fallen würden. An dem Urnengang beteiligten sich mehr als 60 Prozent der WählerInnen – bei dem letzten offiziellen Referendum im vergangenen Jahr waren es weit unter 50 Prozent.

„Lärm, Gift, Vertreibung – wir sind glücklich hier. Warum sollen wir gehen?“ So steht es auf Transparenten, die seit Mitte November die Landstraßen in der 125 Kilometer nordöstlich von Paris gelegenen Region säumen. Am größten ist die Sorge in Vermandovillers, Ablaincourt-Pressoir, Lihons und Vauvillers. Ihre Dörfer würden verschwinden, wenn der dritte Flughafen von Paris, der die bereits existierenden von Orly und Roissy entlasten soll, 2020 eröffnet wird.

Politisch fühlen sich die BewohnerInnen der dünn besiedelten bäuerlichen Region von der Regierung überrannt. „Premierminister Lionel Jospin und Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot hören uns nicht“, sagen die Picards. Nach dem Referendum, das von den staatlichen Stellen nicht anerkannt wird, wollen sie mit Aktionen gegen den Flughafen protestieren.

Die Regierung in Paris zeigt sich unbeindruckt. Aus dem Umfeld des sozialdemokratischen Premierministers verlautete, Konflikte zwischen dem „nationalen Interesse“ und dem „lokalen Interesse“ seien zu erwarten gewesen. Aber die „öffentliche Debatte“ über das Thema sei abgeschlossen. Jetzt gehe es nur noch darum, Details des Flughafens festzulegen.

DOROTHEA HAHN