Nachgefragt
: Kampf-Abstimmung

■ SPD: Albers neuer Gegenkandidat um den Parteivorsitz will mehr durchsetzen

Etwas mehr als sechs Jahre ist Detlev Albers Landesvorsitzender der SPD. Das reicht, sagt jetzt der Bürgerschaftsabgeordnete Joachim Schuster, der am Montag seine Kandidatur öffentlich gemacht hat. Im taz- Gespräch erklärt der 39-jährige Politologe seine Gründe.

taz: Was würden Sie als Parteivorsitzender besser machen?

Joachim Schuster: Wir haben in der SPD – als Partei, nicht als Fraktion – das Problem, dass wir nur wenig durchsetzen konnten. Insbesondere bei unseren Parteitagsbeschlüssen mangelt es an Durchsetzungsfähigkeit. Und für die Zukunft fehlen inhaltliche Leitlinien: Wenn wir das Ende der großen Koalition anstreben, und das tue ich, müssen wir erklären, was wir als SPD anders machen würden.

Sechs Jahre Detlev Albers – wann war bei Ihnen denn der Punkt erreicht, wo es reichte?

Das war mehr ein Prozess, wo ich gemerkt habe, dass ein Aufbruch nach vorne notwendig ist. Indikatoren wie der anhaltende Mitgliederschwund, die ungüns-tige Altersstruktur machen das deutlich. Wir müssen die eigene Mitgliedschaft und die Bevölkerung wieder begeistern.

Dass der SPD die Mitglieder aussterben, ist schon seit Monaten bekannt. Hat Albers da nicht genug gemacht?

Nein. Man kann nicht sagen Detlev Albers hat da versagt und deswegen steht die Partei jetzt so schlecht da. Allerdings liegen vor uns große Anforderungen. Und ich denke, dass ich die viel besser bewältigen kann.

Was können Sie denn besser?

Ich glaube, Herr Albers ist sehr stark in bundespolitische Fragen eingespannt. Wir brauchen aber eine stärkere Hinwendung zu landespolitischen Themen.

Beispiele?

Nehmen wir die Schulpolitik. Wir hatten vor kurzem einen bildungspolitischen Parteitag. Kurze Zeit später wurde ein Gesetzentwurf öffentlich, der sozialdemokratische Inhalte kaum angemessen berücksichtigt. Ich glaube, die Partei wird nicht ernst genug genommen. Das ist kein Aufstand gegen Henning Scherf. Aber da muss sich was verändern.

Gab es schon erste Reaktionen auf Ihre Kandidatur?

Es gab viele Reaktionen. Zum großen Teil positive, aber auch kritische Stimmen. Wie es eben zu erwarten ist.

Was haben Albers und Scherf gesagt?

Albers sieht das naturgemäß anders. Und Scherf kann sowohl begründen, weswegen er Herrn Albers positiv findet, als dass er auch mit mir gut leben könnte. Schlicht: Er hält sich raus.

Was hat Albers denn gut oder weniger gut gemacht?

Ich kann verstehen, dass Sie genau daran interessiert sind: Aber alte Auseinandersetzungen, die wir geführt haben, wollte ich hier nicht öffentlich aufwärmen.

Albers würde in einigen Punkten das Gleiche sagen: Verjüngung und klare Positionierung gegen die große Koalition. Wo gibt es da Unterschiede?

Der Unterschied liegt, glaube ich, in der Analyse der Situation. Wie weit werden Parteitagsbeschlüsse, die gefasst werden, auch wirklich umgesetzt. Da klafft eine Lücke.

Fragen: Dorothee Krumpipe