Reisebranche storniert Berlin

Mehrere große Reiseveranstalter sagen Teilnahme an der Internationale Tourismus Börse ab. Hauptgrund ist die schwache Konjunktur der Branche nach dem 11. September

Stetig größer mit mehr Aussteller und Besucher und einer zunehmenden weltweiten Bedeutung: Die Internationale Tourismus-Börse (ITB) erlebte in den vergangenen 15 Jahren einen Boom und wurde als Branchenveranstaltung nahezu konkurrenzlos. Denn jedes Jahr Anfang März kamen mehr Tourismusmanager aus aller Welt.

Doch nun deutet sich erstmals ein Abschwung an. Für die Mitte März 2002 beginnende ITB gab es jetzt die ersten Absagen. Ausgerechnet die Großen der deutschen Reisebranche buchen keine Messestände. Sie begründen dies mit der schlechten wirtschaftlichen Lage.

Europas zweitgrößter Tourismuskonzern Thomas Cook, zu dem unter anderem Neckermann gehört, und die Rewe- Gruppe hatten den Reigen der Absagen eröffnet. Auch die Lufthansa will erstmals keinen eigenen Stand. Wegbleiben möchte auch der Münchner Anbieter FTI. Ferner streicht der weltweit größte Reisekonzern Preussag seinen Auftritt auf der ITB zusammen. Das Unternehmen will nur mit „deutlich reduzierten Auftritt“ kommen. Auch die Deutsche Bahn überdenkt nun ihre Teilnahme. „Wir erörtern die Lage“, sagte ein Bahn-Sprecher. Anlass seien die anderen Absagen und die schwache konjunkturelle Lage.

Wer rund um den Globus im milliardenschweren Tourismusgeschäft mitmischen wollte, der musste an der Spree präsent sein – dieser Satz scheint nicht mehr uneingeschränkt zu gelten. An der ITB 2001 hatten sich über 9.000 Aussteller aus 179 Ländern beteiligt. Hier wurden seit Jahrzehnten die touristischen Trends gesetzt und weltumspannende Verträge geschlossen. Doch nach den Terroranschläge vom 11. September in den USA hat sich auch die Welt des Reisens verändert.

Unmut über die Messe Berlin gab es bei der Branche allerdings schon im März. Der seit Jahren etablierte Termin war von der Messe nach hinten verschoben worden. Dies wurde von der Branche als Ärgernis gewertet, denn unter anderem werde der Abschluss von Kontrakten noch für die anstehende Sommersaison erschwert.

Der Sprecher der Messe Berlin, Michael Hofer sagte, die Absagen seien bedauerlich, stellten aber die Kernfunktion der ITB nicht in Frage. Das Schwergewicht liege nicht bei den Veranstaltern. Das zeige sich auch darin, dass auch im kommenden Jahr wieder fast 10.000 Aussteller aus 180 Ländern vertreten seien. Der Buchungsstand sei trotz des schwierigen Marktumfeldes überaus stabil. DPA/TAZ