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: Filme aus dem Archiv – Frisch gesichtet

Die Frage, wer von den vier Beatles ihm denn in schauspielerischer Hinsicht am besten gefallen habe, beantwortete Regisseur Richard Lester mit einer kleinen Lobeshymne auf George Harrison. Der habe nämlich – im Gegensatz zum überambitionierten Paul McCartney – niemals zu viel gewollt und sei der Natürlichste von allen gewesen. Als Harrison kürzlich an seiner Krebserkrankung verstarb, wurde in den Nachrufen auch auf seine Liebe zum schwarzen Humor hingewiesen: Er galt als guter Freund der Monty-Python-Komiker, hatte eine Reihe von Filmkomödien von seiner Firma „Handmade Films“ produzieren lassen, und war als Einziger der Fab Four in der von Eric Idle erdachten Beatles-Parodie „All You Need Is Cash“ aufgetreten. Dass Georges Unbefangenheit und sein Sarkasmus auch bei seinem ersten Auftritt als Darsteller in Richard Lesters Musikkomödie „A Hard Day’s Night“ zum Tragen kamen, ist nicht weiter verwunderlich: Drehbuchautor Alun Owen hatte eine Weile gemeinsam mit den Beatles verbracht und sich anschließend bemüht, Situationen und Dialoge zu erfinden, die die Persönlichkeit der Musiker möglichst genau widerspiegeln sollten. So kommt es dann, dass der versehentlich in eine Reklameagentur geratene Harrison dort vor allem aufgrund seiner „Echtheit“ als optimaler Werbeträger für Oberhemden entdeckt wird. Bis George den Werbefritzen sagt, was er wirklich vom angepriesenen Produkt hält ... Der schönste Gag aber ist zweifellos seine trockene Antwort auf die intelligente Reporterfrage, wie er denn seinen Haarschnitt nenne. George: „Arthur“.„A Hard Day’s Night“ 13. 12., 16. 12.–19. 12. im Klick

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Im Gegensatz zu Harrison handelte es sich bei Harold Lloyd um einen ausgebildeten Schauspieler, der bereits seit 1914 in Kurzfilmen des Hal-Roach-Studios mitwirkte. Zunächst hatte er sich in der Rolle des Tramps versucht, merkte jedoch bald, dass ihm als Chaplin-Imitator keine große Zukunft beschieden sein würde. Seinen eigenen Stil entwickelte er, als er sich vom Typ des Verlierers verabschiedete und fortan als urbaner junger Mann mit runder Hornbrille und Strohhut reüssierte. Lloyds Filme sind Geschichten vom amerikanischen Traum: stets sind seine Protagonisten vom Gedanken beseelt, den gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen und sich keinesfalls unterkriegen zu lassen. Dabei klafft zwischen Traum und Realität anfangs allerdings eine beträchtliche Lücke. So gibt sich Harold in „The Freshman“ doch ziemlich großspurig: Mit eher bescheidenen sportlichen Leistungen versucht er, seine Kommilitonen am College für sich einzunehmen, und merkt nicht, dass er überall nur veralbert wird. Erst als sein Mädchen in Gefahr gerät, kann er zeigen, was wirklich in ihm steckt ... Auch in seinem vielleicht bekanntesten Film „Safety Last“ ist Harold keineswegs das, was er vorgibt zu sein: Während der Junge aus der Provinz der Mutter und der Freundin in seinen Briefen eine Karriere als Geschäftsführer eines großen Kaufhauses vorflunkert, arbeitet er tatsächlich nur als kleiner Verkäufer. Aus der Diskrepanz zwischen Schein und Sein bezieht der Film seine Komik: Als die Verlobte unverhofft in der Stadt auftaucht, muss Harold sowohl die tatsächliche als auch die erträumte Rolle spielen, um seinen Job und sein Mädchen nicht zu verlieren. Am Ende steht das Sinnbild für seinen Aufstieg: Nachdem er in einer haarsträubenden Kletterpartie die Fassade des Kaufhauses erklommen hat, warten auf ihn beruflicher Erfolg und privates Glück.„Safety Last“ 16. 12.; „The Freshman“ 17. 12. im Arsenal 2

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Mit „The Cat and the Canary“ inszenierte der deutsche Regisseur und Filmarchitekt Paul Leni 1927 in Amerika eine der ersten Horrorkomödien. Im Stile des archetypischen Old-Dark-House-Thrillers entwickelt Leni seine Geschichte um eine hübsche und überraschte Erbin, die gemeinsam mit einer Reihe von zwielichtigen Verwandten die Nacht im Spukschloss eines exzentrischen Millionärs verbringen muss. Mit dramatischen Licht- und Schatteneffekten erzeugt Leni auf endlosen Korridoren und verwinkelten Geheimgängen eine Atmosphäre der Angst: Da bibbern sogar die Zwischentitel.„The Cat and the Canary“ 18. 12. im Arsenal 2 LARS PENNING