Ex-RAF-Mann Christian Klar will raus

Im ersten TV-Interview nach 19 Jahren Haft wirft Klar der Bundesregierung Opportunismus in der Häftlingsfrage vor

BERLIN taz ■ 19 Jahre nach seiner Festnahme hat der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar sich erstmals in einem Fernsehinterview erklärt. In dem gestern Abend ausgestrahlten Gespräch mit Günter Gaus, das die taz in Auszügen dokumentiert, wirft Klar der Bundesregierung Opportunismus vor, weil sie keine Schritte zur Freilassung der fünf noch verbliebenen RAF-Häftlinge unternimmt. Die rot-grüne Koalition sehe offenbar keinen Grund, „sich da zu bewegen, und das geht natürlich zu unseren Lasten“, kritisiert der 49-Jährige. Klar sitzt wegen der Beteiligung an mehreren Anschlägen der 70er- und frühen 80er-Jahre in der JVA Bruchsal, seine reguläre Freilassung steht frühestens 2008 an. Befragt nach den Opfern der RAF, sagt Klar, er respektiere die Gefühle „der anderen Seite“, mache sie sich aber nicht zu Eigen. Seine Zeit als Terrorist im Untergrund beschreibt er positiv: „Ich habe Illegalität als Gebiet von großer Freiheit erlebt.“ Klars heutige Sicht auf die RAF bleibt in der ORB-Sendung unklar. Politisch stellt sich der gebürtige Freiburger hinter „die Ziele des Aufbruchs, den auch die RAF dargestellt hat“, bekennt aber, die Organisation sei „irgendwann Geschichte geworden“. Die RAF müsse jetzt „durch Fehler und Anstöße“ zu einer „Inspiration“ werden „für neue Aufbrüche“. Beispielhaft nennt er die Globalisierungskritiker: „Da sind vor ein paar Monaten die Demonstrationen in Genua interessante Ereignisse gewesen.“

PATRIK SCHWARZ

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