Polleralarm im Ostertorviertel

■ 40 neue Eisenpfähle am O-Weg sorgen für Streit im Viertel. Geschäftsleute beklagen Parkplatzvernichtung. Ortsamtsleiter: „Notwendige Maßnahme gegen wildes Parken“

Die Geschäftsleute im Viertel sind sauer. Seit Montag stehen neue Poller zwischen Ostertorplatz und Ostertorsteinweg. Je nach Temperament sprechen die Einzelhändler von „Parkplatzvernichtung“, „Wahnsinns-Aktion“ und einer „Katastrophe für die örtliche Geschäftswelt“. „Irgendwann wird jemand die Dinger nachts mit einem Geländewagen umfahren“, vermutet ein Ladenbesitzer.

Anlass für die umstrittene Baumaßnahme: Die Eisenpfähle, die bislang Fahrbahn und Bürgersteig voneinander trennten, erfüllten nicht ihren Zweck. Leicht passte ein Wagen zwischen den Pollern hindurch. Trotz Absperrung und Parkverbot stand der Platz immer wieder voller Autos, dort wo andere spazieren gehen, Fahrrad fahren oder Kaffee trinken. Auch Gehweg und Straßenbahngleise wurden häufig blockiert.

Jetzt kommt am Ostertorplatz keiner mehr durch. Die Abstände zwischen den Eisenpfählen wurden verringert. Das Ortsamt hat Falschparkern den Krieg erklärt. 40 neue Stäbe sollen bis Neujahr in den O-Weg gerammt werden. Aber eigentlich hat sich am Ostertorplatz nichts geändert. Vielmehr ist nun lediglich dafür gesorgt, dass ein längst existierendes Parkverbot künftig auch eingehalten wird. Gerade das ist jedoch das Problem von Reinhard Luca, der einen Feinkoststand in der Weinhandlung Bennecke betreibt.

„Wenn die Politiker so weiter machen, ist das Viertel bald kaputt“, sagt Luca. Viele Kunden kämen von auswärts mit dem Auto. Er sei darauf angewiesen, dass die Leute schwere Waren direkt im Kofferraum verstauen können. Vor seinem Geschäft gibt es eine Straßenbahn-Haltestelle. Da ist Anhalten streng verboten. Jetzt ist auch noch der Platz gegenüber gesperrt. Luca hat Angst, Kunden zu verlieren.

„Die Hälfte der Menschen, die hier einkaufen, kommen nicht aus dem Viertel“, sagt auch Peter Christoffersen, Buchhändler im O-Weg. „Wir leben davon, dass man uns auch mit dem Auto erreicht.“ Trotz des Parkverbots hätten die Leute früher auf dem Ostertorplatz gehalten, um schnell etwas zu besorgen. „Jetzt werden die Parkplätze noch weniger. “Auch Coffeeshop-Betreiber Ladislav Klein ist strikt gegen die Poller: „Das ist hier keine ruhige Wohngegend, sondern eine lebhafte Geschäftsstraße.“ Parkverbote würden das Viertel nicht beleben.

Für Norbert Schütz, den Wirt im „Litfass“, sind Falschparker dagegen eine Belastung. „Das hier ist der schönste Platz im Viertel“, sagt er. „Da stören Autos, besonders wenn die Gäste draußen sitzen wollen.“ Das Parkplatzproblem ist aber auch Schütz ein Dorn im Auge. „Es ist schlecht, wenn immer weniger Leute von auswärts ins Viertel kommen.“ Der Wirt sehnt sich zurück nach der Zeit vor der O-Weg-Sanierung. Da habe man nie ein Knöllchen gekriegt. „Das Viertel war tolerant – auch, was das Parken angeht.“

Den Vorwurf, die Politik würde sich nicht für die Interessen der Viertel-Händler einsetzen, weist Ortsamtsleiter Robert Bücking zurück. Er könne die Klagen der Geschäftsleute gut verstehen. „Das Viertel hat ein Parkplatzproblem.“ Deswegen sollen im O-Weg bald 15 neue Stellplätze entstehen. Die als Ladezonen ausgewiesenen Flächen will Bücking zu Parkplätzen umwandeln. „Die sind ja sowieso immer voll geparkt.“ Bußgeldfallen werde man abschaffen, verspricht der Viertel-Bürgermeister. Die Absperrung am Ostertorplatz hält Bücking aber für notwendig. „Das ist ein Platz, da gehören keine Autos hin.“ Und: „Wir brauchen autofreie Flächen, wo man gemütlich draußen sitzen kann.“

Norbert Cäsar, Sprecher der „Interessengemeinschaft Viertel“, verweist auf die Theatergarage. Das Parkhaus sollte besser ausgeschildert und von der Mozartstraße aus zugänglich gemacht werden, so sein Vorschlag. Die klagenden Geschäftsleute mahnt Cäsar zur Disziplin. „Wenn die ihre eigenen Autos nicht auf den wenigen Plätzen abstellen würden, wäre schon viel Parkraum für Kunden geschaffen.“

Ebbe Volquardsen