Weihnachtsmann sucht Möbelpacker

■ Die Wunschzettel der GrundschülerInnen von Sankt Johann: Handys, Zimmerschlüssel (gegen den Bruder), Klaviere

Der alte Santa sollte sich heuer vorsorglich Arbeitshandschuhe anziehen. Gleich zwei Klaviere muss er zum Christfest allein nach Bremen schleppen. Die SchülerInnen der katholischen Sankt-Johann-Grundschule im Schnoorviertel sind offenbar von der Muse geküsst. Pech für den alten Rentier-Hirten. Auf in die Mucki-Bude, trainieren, damit die sperrigen Tasteninstrumente heil unterm Weihnachtsbaum landen. Das jedenfalls wünschen sich die neunjährige Marta ebenso wie die zehnjährige Katja.

Die beiden Mädchen besuchen die vierte Klasse der Grundschule. Seit zwei Jahren nehmen sie gemeinsam Klavierstunden. Zuhause stehen aber nur zwei Keyboards. „So wird aus uns nie ein Chopin“, dachten sich die beiden und schrieben das Klavier auf den Wunschzettel. Marta glaubt fest an den starken Bizeps des Weihnachtsmannes. „Der kann bestimmt ein Klavier tragen.“ Auf jeden Fall will Marta sich vom Weihnachtsmann überraschen lassen. Sollte ein paar Tage vor Weihnachten irgendeine Zimmertür auf einmal verschlossen sein, wird sie nicht durchs Schlüsselloch luschern, verspricht sie hoch und heilig.

Heilig geht's auch bei Nachwuchs-Pianistin Katja zu. Erst besucht die Familie den Weihnachtsgottesdienst, dann kommt das Essen auf den Tisch und erst danach, fast schon mitten in der Nacht, kann sich Katja an ihren neuen Bachmann-Flügel setzen – oder eben nicht. Die Entscheidung liegt beim Recken mit dem Schlitten.

Dennis, zehn Jahre alt, ebenfalls vierte Klasse, hat schon ein Klavier. Jetzt will er ein Handy. Die dämliche „Debitel“-Werbung aus dem Fernsehen hat bei dem Jungen wohl Eindruck hinterlassen. „Mein Vater hat auch ein Handy, dann können wir miteinander telefonieren“, begründet Dennis seinen Wunsch ganz schlau.

Obwohl sie am Nikolaustag ihren Stiefel nicht ordentlich geputzt hatte, hat die siebenjährige Lisa aus der zweiten Klasse eine ganze Menge Schokolade aus dem Latschen gefischt. Eine gute Voraussetzung für Heilig Abend. Lisa wünscht sich ein Buch und ein Radio. Das passt sicher noch in den großen Sack.

Lisas zehnjährige Schwester Judith blickt etwas pessimistisch gen Christfest. Auch sie will gerne ein Handy. „Aber das krieg' ich sowieso nicht.“ Obwohl einige ihrer Freundinnen schon ein Mobiltelefon besitzen, glaubt Judith nicht an weihnachtsmännisches Technik-Verständnis. Aber für ihre Eltern hat sie schon ein Geschenk gekauft und dabei mit ihrer Schwester zusammengelegt. Was Mama und Papa unterm Tannenbaum zu erwarten haben, schreiben wir natürlich nicht. Ehrensache!

Dennis aus der dritten Klasse ist felsenfest davon überzeugt, dass der Weihnachtsmann ihm einen neuen Computer bringen wird. Ob da einer schon in Abwesenheit der Eltern die Wohnung auf den Kopf gestellt hat? Ganz oben auf Dennis' Wunschzettel steht aber etwas anderes: „Ein Schlüssel für mein Zimmer, damit mein Bruder nicht mehr reinkommt.“

Nikolinas altes Bett quietscht. Ein neues muss her. Hoffen auf das Christkind. Monja aus der Vahr findet die „No Angels“ voll geil. Deswegen braucht die Neunjährige jetzt unbedingt einen CD-Player – noch dringender als ein Fahrradschloss. In der Vergangenheit musste die Viertklässlerin Veränderungen feststellen. „Früher kam immer noch der Weihnachtsmann zu uns, jetzt liegen die Geschenke nur unterm Baum.“ So kann man Illusionen zerstören. Santa, schick doch mal wieder einen Kollegen vorbei!

Letzes Jahr hat Alexandra schon vor Weihnachten ein Geschenk in der Wohnung gefunden. Das lag einfach so auf dem Schrank rum. Ein Spiel war da drin. „Ich bin ein bisschen auf dem Bett rumgehüpft, da habe ich das Päckchen auf einmal gesehen“, erzählt die Achtjährige. Dieses Jahr wünscht auch sie sich einen CD-Player.

Sofías Familie kommt aus Spanien. Weihnachten hat die Siebenjährige bisher aber immer in Bremen gefeiert. „Ich weiß nur, dass es in Spanien auch einen Weihnachtsmann gibt und dass die Tannenbäume da alle aus Platik sind“, sagt sie. Von El Señor de Navidad wüscht sich Sofía eine ferngesteuerte Schlange. Scheint ein schwieriger Fall zu sein. Schon im letzten Jahr war Papa Christmas nicht fündig geworden.

„Ein Playstation-Spiel wäre schön“, sagt der achtjährige Martin. „Aber hauptsächlich wünsche ich mir alles Gute für meine Eltern.“ In diesem Sinne: Gesegnete Weihnachten!

Ebbe Volquardsen