Lemke favorisiert Studienkonten

■ Studiengebühren nach 2003 auch in Bremen sehr wahrscheinlich

500 Euro pro Halbjahr müssen Studierende in Niedersachsen von 2003 an bezahlen, wenn sie die Regelstudienzeit für ihren Studiengang um mehr als vier Semester überschreiten. Das beschloss gestern der Landtag in Hannover. Die Entscheidung könnte für Bremen Folgen haben. Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) stellt klar: „Es kann nicht sein, dass die niedersächsischen Langzeitstudenten ab 2003 sagen: Wir gehen einfach nach Bremen.“

Zwar schließt der Senator die Einführung von Studiengebühren in dieser Legislaturperiode unter Verweis auf den Koalitionsvertrag noch aus. Zwar vermeldet auch die Universität, Studiengebühren stünden derzeit „nicht auf der Tagesordnung“. Doch gewisse „Sogwirkungen“ der niedersächsischen Entscheidung auf Bremen, von denen im Bildungsressort zu hören ist, will auch Uni-Sprecher Uwe Gundrum nicht ausschließen. „Natürlich könnte dann bei den Studienströmen eine gewisse Spannung entstehen.“ Bremen von den Entwicklungen im benachbarten Niedersachsen abzukoppeln, hält selbst Senator Lemke für „schwierig“.

Norbert Jagemann vom frischgegründeten „Aktionsbündnis gegen Bildungsabbau“ an der Bremer Universität befürchtet daher, dass spätestens nach der Wahl 2003 das Gratis-Studium in Bremen der Vergangenheit angehören wird. Jagemann: „Es gibt in Deutschland kein Verbot von Studiengebühren.“

Der niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) will mit dem gestern beschlossenen Modell einen „Bewusstseinswandel“ bei den Studierenden herbeiführen. Sie müssten „effektives Zeitmanagement“ lernen. Die gestern beschlossene Gebührenregelung betrifft auch Absolventen eines Zweitstudiums: Sie dürfen nur die ihnen aus dem Erststudium verbleibenden Freisemester kostenlos abstudieren. Ausnahme sind Aufbaustudiengänge, deren jeweilige Regelstudienzeit gebührenfrei bleibt.

Im Gegensatz zu seinem Hannoveraner Kollegen Oppermann favorisiert Lemke das „Studienkontenmodell“ von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Danach dürfen Studierende eine bestimmte Anzahl von Veranstaltungen kostenlos besuchen – in welchem Zeitraum, bleibt ihnen überlassen. Lemke sieht trotz der Entscheidung aus Hannover derzeit keinen Grund zur Eile: „Selbst wenn wir in Bremen ein Jahr später mit dem Studienkontenmodell anfangen würden, wäre das kein Beinbruch.“ hoi