Nur die Harten komm' in' Garten

■ Norbert Eichstädt ist „Die Wanze“: Paul Shiptons Insekten-Krimi am Theater in der Washingtonallee

Der Theaterraum in der Wa-shingtonallee ist klein. Während die Zuschauer sich auf die Stuhlreihen verteilen, hat es sich der Held des Abends schon auf der Bühne gemütlich gemacht. Wanze Muldoon, bester, weil einziger Privatdetektiv unter den örtlichen Insekten, rekelt sich in einem Gartenstuhl. Eine schwarze Sonnenbrille gehört zum ständigen Requisit dieser Figur.

Der Soloabend des Schauspielers Norbert Eichstädt ist eine Parodie auf all die Krimis mit einsamen (männlichen) Helden, die einen Fall im Handumdrehen lösen und nebenbei die Welt beziehungsweise den Garten retten. Mit Sam Spade-Charme erzählt Eichstädt alias Muldoon von den drei härtesten Tagen seines Lebens.

Er wird von der Ameisenkönigin mit der Aufklärung einer Verschwörung beauftragt: Einige Ameisen haben unter dem Einfluss von Insektenvernichtungsmitteln eigenständiges Denken entwickelt. Doch es ist noch einiges mehr in Unordnung im Garten, und Muldoon muss es herausfinden, denn er hat keine Wahl. Entweder machen die Ameisen ihm den Garaus oder die Spinne erwischt ihn auf der Terrasse. Am Ende des Stückes ist er zurück in Dixies Insekten-Bar und genehmigt sich in Ruhe einen Nektar. Bei Dixie gilt der Grundsatz: „Was nicht auf der Speisekarte steht, wird auch nicht gefressen.“

Das Stück Die Wanze von Paul Shipton ist voll britischem Humor, der auch in der Übersetzung dem deutschen Premierenpublikum die Mundwinkel bis zu den Ohren trieb. Nicht nur Krimifans kommen auf ihre Kosten, wenn Muldoon im Vorbeigehen die Insektenarten erklärt und auf Dias seine „Krabbler-Kollegen“ vorführt. Jeder Zuschauerplatz verfügt über ein Opernglas. Wenn man es herumdreht, schrumpft Muldoon auf Käfergröße.

Genüsslich schlüpft Eichstädt in alle Rollen und entwickelt gekonnt die verschiedenen Charaktere. Nachdem der Schauspieler lange am Jugendtheater in Göttingen engagiert war, ist er seit kurzem als freier Schauspieler in Hamburg unterwegs. Michael Wehmeier begleitet das Stück am Klavier. Mit Versatzstücken aus bekannten Melodien kommentiert dieser einfühlsam das Gartengeschehen. Vor und nach der Vorstellung kann das Pub-likum in der Theater-Bar ein Glas Nektar genießen. Pünktliches Kommen ist im Theater in der Wa-shingtonallee Pflicht: Der Eingang befindet sich auf der Bühne. Wie gesagt, es ist ein Zimmertheater.

Christian Rubinstein

 jeweils Do–Sa: 20.– 22.12.01, 10.-12.1.02, 31.1.–2.2.02; jeweils 20 Uhr, Washingtonallee 42, Kartentelefon: 65 99 11 68