Landowsky gibt wieder den „Paten“

Der Exfraktionschef will in der „L-Frage“ Volker Hassemer zur Kandidatur für das Amt des CDU-Landesvorsitzenden bewegen. Außerdem sollen der Fraktions- und Parteivorsitz getrennt bleiben – damit Frank Steffel nicht durchdreht

In der so genannten „K-Frage“ hat derzeit mehr Gewicht, wer den Kandidaten vorschlägt, als das versteckte „Outing“ des einen oder anderen CDU- respektive CSU-Spitzenpolitikers. Legt sich – wie am Sonntag – etwa Heiner Geißler für Angela Merkel ins Zeug, bringt der das eher Minuspunkte im CDU-Kanzlerkandidaten-Karussell ein. Schlägt Baden-Württembergs Ministerpräsident Teufel für Dr. Edmund Stoiber die Tommel, rutscht dieser auf der Bewerbungsskala nach oben. Beinhaltet Teufels Wort doch mehr Relevanz.

Ob der Vorstoß des früheren CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky in der Frage um den künftigen Berliner CDU-Landesvorsitz („L-Frage“) dem Auserwählten Volker Hassemer etwas nützt, muss darum mit Vorsicht zu genießen sein. Denn der einstige „Pate“ Landowsky gilt in der CDU nach der Parteispendenaffäre und dem Bankenskandal als Persona non grata.

Doch Landowsky wäre nicht Landowsky, mischte er nicht im Spiel um die Nachfolge von Eberhard Diepgen als Parteichef mit, der sein Amt nach der verheerenden Niederlage bei der Landtagswahl im kommenden Jahr zur Verfügung stellen will. Und der Vorschlag Landowskys ist so dumm nicht, weil er Bewegung in die gelähmte Berliner Union bringen könnte.

Den Chef der Marketing-Gesellschaft „Partner für Berlin“, sagte Landowsky am Wochenende, könne er sich gut als neuen Landesvorsitzenden vorstellen. Wenn es der Partei gelänge „einen Mann wie Hassemer zu bewegen, so etwas zu machen“, wäre dies eine „sehr gute Lösung“. Zugleich sprach sich Landowsky dafür aus, Fraktions- und Landesvorsitz getrennt zu besetzen. Mit Frank Steffel gebe es einen tatkräftigen Fraktionschef. Um das gesamte Spektrum abzudecken, sei aber auch eine „liberale Komponente in der Präsentation“ notwendig, betonte Landowsky.

In der Tat schlägt die „L-Frage“ mit Hassemer eine Brücke über die beiden nach der Wahl bestehenden Lager innerhalb der CDU: nämlich das polarisierende „Westberliner CDU-Milieu“ um Frank Steffel und der liberale, parteiübergreifende Flügel in der Union. Hassemer, wünscht sich Landowsky, könne diese Positionen vereinen und die Berliner CDU zur „liberalen und toleranten Großstadtpartei“ wandeln – die sie beileibe weder ist noch sich dazu anschickt.

Nicht nur Landowsky traut Hassemer zu, die Partei aus der Ecke zu holen. Der frühere CDU-Finanzsenator Elmar Pieroth hat den Zögerlichen in der vergangenen Woche weich zu kneten versucht. Mario Czaja und Monika Grütters, zwei Abgeordnete des liberalen Flügels, machten sich ebenfalls für Hassemer stark. Denn der habe in seinen früheren Jobs bewiesen, dass er Herausforderungen managen kann: als Kultur- und Stadtentwicklungssenator, der die Hauptstadtplanungen auf den Weg gebracht, und als Marketing-Chef, der das Bild Berlins nach außen so gar nicht CDU-mäßig verkauft hat.

Dass Hassemer es mit Steffel als Gegenkandidaten vielleicht leichter als befürchtet haben würde, ist die Botschaft Landowskys. Steffels Hausmacht liegt in der Fraktion, die ihn klar zum CDU-Oppositionsführer im Landtag gewählt hat. Die Haltung der CDU-Landesdelegierten indessen ist weit liberaler. Mit einer Trennung des Fraktions- und Landesvorsitzes könnten zudem beide das Gesicht wahren. ROLA