Einer muss immer zuerst aufwachen

Die Friends of Italian Opera zeigen in der Komödie „Private Eyes“, wie gefährlich Liebe ist, wenn Frauen mitspielen

„Private Eyes“ läuft noch bis Sonntag, 23. Dezember, und vom 4. bis 13. Januar jeweils um 20 Uhr im English Theatre, Fidicinstr. 40. Karten zu 27,50/18,50 DM unter ☎ 6 91 12 11.

So ist das beim Schlafen, gemeinsam Träumen, beim Lieben: Einer wacht immer zuerst auf. Das zu wissen, kann einem schon Angst einjagen, Angst, der Zweite zu sein, nicht mitgekriegt zu haben, was passiert. Angst, machtlos zu sein, betrogen zu werden, jemanden zu verlieren. Aus diesen Gefühlen kann man Dramen oder Romane voller Pathos machen, aber viel besser noch eine spritzige Komödie. So wie „Private Eyes“, das preisgekrönte Stück von Steven Dietz, das seine Helden hoffnungslos verloren zwischen Spiel und Ernst auf einem seidenen Erzählfaden rumbalancieren lässt: Die Schauspielerin Lisa hat eine Affäre mit ihrem Regisseur Adrian – falls das nicht nur eine Wahnvorstellung ihres Ehemannes Matthew ist, der dummerweise mit ihr zusammen in einem Stück über Lug und Betrug spielt. Ein doppelter Boden ist Dietz nicht genug, er wechselt ständig die Ebenen und Perspektiven, so dass dem Zuschauer ganz blümerant wird. „Weiß er’s oder weiß er’s nicht?“ „Sollte man die Wahrheit herz- und schmerzlos sagen oder feiger-/stückweise?“ Und schließlich: „Wer ist eigentlich die Kellnerin mit der Knarre?“ – so hält man das Publikum bei der Stange und am Grübeln. Die Darsteller machen das Tempo mit, wenn sie auch in manchen Szenen von der Regie (Priscilla Be) im Stich gelassen wirken. Dann hilft im Zweifel der großartige Text aus, mit Vergleichen, die man noch nicht kennt und Sätzen zum Übers-Bett-Hängen. Des Englischen muss man allerdings mächtig sein, um den Reflexionen über Liebe und Versuchung, die Kunst und das Leben, Spiel und Authentizität angemessen folgen zu können.