grüne im reichstag
: Krieg, Frieden oder Osten

Der Landesverband der Grünen bleibt auch in der Opposition der altbekannten Zerreißprobe in Permanenz ausgesetzt. Keine vier Wochen, nachdem der Konflikt zwischen Fundis und Realos über ein Zusammengehen mit der verhassten FDP völlig ohne eigenes Zutun entschieden wurde, stehen der Ökopartei neue Spannungen ins Haus.

Kommentar von ANDREAS SPANNBAUER

Bei der Entscheidung um die Listenplätze für die Bundestagswahl wollen die Grünen erneut das Stück „Krieg und Frieden“ aufführen. Sowohl Andrea Fischer, Aushängeschild der Kompromissbereiten, als auch Christian Ströbele, Flaggschiff des Pazifismus, machen die Haltung zu einer deutschen Kriegsbeteiligung zum Mittelpunkt ihrer Bewerbung. Als ob das noch nicht kompliziert genug wäre, präsentiert sich der Dritte im Bunde, Werner Schulz, als Vertreter des Aufbaus Ost, für den es bei der zwischen Saalfeld und Rostock chronisch schwächelnden Partei ohnehin längst fünf nach zwölf ist.

Der grüne Landesverband steht also gleich vor einer dreifachen Richtungsentscheidung: Er muss nicht nur darüber abstimmen, ob das Bekenntnis von Rostock zur Möglichkeit von Kriegseinsätzen nun auch im linkslastigen Landesverband mehrheitsfähig ist oder ob man doch lieber Christian Ströbele als Vertreter grüner Grundsätze im Parlament sehen möchte. Er muss auch befinden, ob man die Ausbreitung im Osten zumindest in Berlin endgültig in die Tonne kloppt. Solange die Partei jedenfalls in der Frage von Krieg und Frieden kein einheitliches Profil entwickelt, dürfte die Zahl der sicheren Listenplätze auch in Zukunft kleiner statt größer werden. Eine Kompromisslösung aus dem Osten würde das Elend nur verlängern.

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