vorlauf bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Theater an Weihnachten und nirgends ein Weihnachtsmärchen auf dem Programm? Das hat sich in Zeiten, wo die Maßstäbe des „cool“ auch in den Dramaturgieetagen für die Ordnung des Diskurses sorgen, wohl kein großes Theater getraut. Lieber cool und den Zuschauernachwuchs in die Arme des Fernsehens treiben, wo die Film-Weihnachtsmärchen jetzt zwei Wochen lang non-stop in den Wohnzimmern flimmern. Ein Märchen für Männer findet sich wenigstens auf dem Spielplan des Deutschen Theaters, wo Jörg Gudzuhns in Thomas Brussigs „Leben wie Männer“ einen Fußballtrainer aus der ostdeutschen Provinz spielt (Kammerspiele, Premiere heute 20.00 Uhr). Wer vor Heiligabend noch einmal ordentlich Blödsinn tanken will, dem sei am Freitag und Samstag in der Bar Jeder Vernunft die Enterprise-Comedy-Show „Unendliche Weiten – die Rückkehr der Blödi-Ritter“ (jeweils 22.30 Uhr) empfohlen. Marlene Dietrich wird hundert und in Berlin nicht bloß mit einer Ausstellung im Filmmuseum geehrt. „Ich gehöre nur mir allein“ heißt eine szenische Collage aus Liedern und Texten mit Cora Frost und Ulrich Noethen, die ab 25. Dezember im Hebbel Theater zu sehen ist. Weihnachtsflüchtlinge finden am Heiligen Abend in der Volksbühne Asyl, wo vier stadtbekannte Kulturschaffende zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne stehen. Thema natürlich: Die Heilige Familie. Als Mutter tritt die Berliner Band gleichen Namens auf. Die Tochter gibt Barbara Morgenstern. Als Sohn wird der „Schock-Homosexuelle“ Justus Köhncke in Begleitung „knisternder House-Music-Tracks“ angekündigt. Der Vater: Louie Austen. Wer dann noch immer nicht unterm Tannenbaum erscheinen muss, kann im Roten Salon mit den DJ’s Justus Köhncke und Julian Göthe weiterfeiern. Motto: Gimme shelter. Shelter Now.

Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert