„Pfingsten gibt es keinen Braten“

Berliner Einzelhandelsverband hält nichts von Helias’ Idee: In der Weihnachtszeit zählt jeder Verkaufstag

taz: Herr Holzweißig, Sind Ihre VerkäuferInnen schon gestresst?

Jan Holzweißig: Sicher, im Weihnachtsgeschäft ist man natürlich gestresst. Aber das geht nicht nur den Verkäuferinnen so, sondern allen Menschen, die im Einzelhandel tätig sind. Aber das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Zeit für den Einzelhandel, etwa 20 Prozent des Jahresumsatzes werden hier gemacht, in einigen Branchen sogar 40 bis 50 Prozent.

Ist es in Zeiten der Rezession also Wahnsinn, den 24. Dezember zum Beispiel gegen den Pfingstmontag eintauschen zu wollen?

Absolut! Wir haben zwar im Berliner Einzelhandel schon seit zehn Jahren Rezession, aber der 24. Dezember gehört zu den wichtigsten, weil umsatzstärksten Tagen. Außerdem ist es auch für die Bevölkerung unzumutbar, weil für einige Tage viele Lebensmittel eingekauft werden müssen. So eine Situation wäre also nicht nur für die Geschäfte, sondern auch für die Konsumenten untragbar.

Können die Leute ihr Geld denn nicht einfach schon vorher ausgeben?

Das ist immer eine Sache der Zeit. Wenn Sie als Verbraucher mehr Zeit zum Kaufen und Aussuchen haben, kommt mehr Umsatz zustande. Wer in Ruhe einkauft, gibt meistens auch mehr Geld aus.

Wäre der 26. Dezember schon wieder ein normaler Tag mit offenen Geschäften, kämen doch die Leute schneller, um Geschenke umzutauschen und das an Weihnachten verschenkte Geld auszugeben?

Das Umtauschen von Geschenken ist seit Jahren rückläufig, weil immer mehr mit Bedacht geschenkt wird. Und die Lebensmittel werden ja sowieso vor Weihnachten gekauft.

Der Pfingstmontag als Ersatztag würde Ihnen also nichts bringen?

Auf keinen Fall! Der Umsatz, den man am Heiligen Abend macht, bekommt man am Pfingstmontag nie. Das ist ja eine ganz andere Zeit und Stimmung, ein ganz anderes Konsumverhalten. Zu Pfingsten macht man sich zum Beispiel keinen Braten . . .

Was könnten Sie denn gegen den Stress Ihrer VerkäuferInnen tun?

Dieses Jahr sind die VerkäuferInnen wirklich etwas gestresst, was auch an der Euroumstellung liegt. Dafür gibt es aber auch genügend Zeiten, wo einfach weniger los ist, in den Monaten November oder auch Februar zum Beispiel.

Was empfehlen Sie denn dann Herrn Helias für mehr Ruhe und Besinnlichkeit im Familienleben ?

Die Ruhe und die Besinnlichkeit beginnt bei mir am Heiligen Abend so zwischen 16 und 18 Uhr und geht dann zwei Tage lang – und das reicht dann eigentlich auch!

INTERVIEW: SUSANNE AMANN

Jan Holzweißig ist Referent beim Berliner Einzelhandelsverband