„Bei mir bliebe alles wie immer“

Weihnachtsmann Frank Knorre hält den Vorschlag des CDU-Abgeordneten für eine „Hinterbänkler-Nummer“

taz: Herr Knorre, Siegfried Helias will, dass die Leute an Heiligabend keine Geschenke mehr kaufen. Bedeutet das noch mehr Arbeit für Sie als Weihnachtsmann?

Frank Knorre: Nein, bei mir bliebe alles wie immer. Vormittags feiere ich mit meiner Exfrau und meinem neunjährigen Sohn Bescherung, danach gibt’s Würstchen mit Salat. Nachmittags kommt mein Engel, eine verkleidete Studentin, und wir fahren bei sieben Familien vorbei.

Die Geschenke haben Sie alle schon mit?

Quatsch, der Weihnachtsmann fährt doch keinen 7,5-Tonner. Die Päckchen stecken mir die Eltern vor jeder Bescherung zu.

Und der christdemokratische Vorschlag, den 24. Dezember zum Feiertag zu machen?

Den halte ich für eine typische Hinterbänkler-Nummer. Meist wird doch sowieso nur am Vormittag gearbeitet. Bei einem Tausch würde am Ende sogar weniger freie Zeit für uns Arbeitnehmer herauskommen.

Aber an Heiligabend könnte man sich dann ganz aufs besinnliche Fest konzentrieren. Sagt Herr Helias.

Das ist ein hehres Ziel, nur bewirkt seine Idee genau das Gegenteil. Wirklich zur Ruhe komme zumindest ich erst in den Feiertagen danach. Vor der Bescherung herrscht sowieso nur Stress, ob Feiertag oder nicht. Es muss gekocht, der Weihnachtsbaum geschmückt werden.

Na ja, nicht jeder hat so viel Stress wie der Weihnachtsmann . . .

Aber üblicherweise findet die ganze Familie doch erst an den beiden Weihnachtsfeiertagen zusammen. Heiligabend ist primär für Vater, Mutter und Kind da, später kommen alle Tanten und Großeltern dazu. Fiele der zweite Feiertag weg, würden diese Familientreffen im größeren Kreis leiden. Ich zum Beispiel besuche meist Freunde.

Herr Helias hätte also, anstatt Pressemitteilungen zu verfassen, lieber Strohsterne basteln sollen.

Genau. Ich halte den Tausch für eine Art Betrug – den Arbeitnehmern würde noch mehr Freizeit abgepresst. Damit kann ich mich schon von Berufs wegen nicht anfreunden. Mein Job ist es eher, den Menschen was in die Tasche zu stecken – nicht etwas rauszuziehen.

Wo wir gerade den Weihnachtsmann am Telefon haben – worauf kommt es bei einer gelungenen Bescherung an?

Auf Liebe zum Detail. Ich färbe meinen echten Bart in einem ganz bestimmten Grauton, da habe ich lange herumexperimentiert. Auch das Zusammenspiel Weihnachtsmann/Engel gehört abgestimmt, die Einsätze beim Märchen müssen genau passen. Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.

INTERVIEW: ULRICH SCHULTE

Frank Knorre, 42, ist seit 21 Jahren als Weihnachtsmann tätig und verdientermaßen Alterspräsident der studentischen Weihnachtsmänner in Berlin.