UN-Friedenstruppe muss auf Marschbefehl warten

Deutsch-britischer Streit verzögert UN-Resolution über geplante Afghanistan-Schutztruppe. Der Zeitplan der UNO gerät ins Wanken. Scharping dementiert Ankunft deutscher Soldaten in Kabul

KABUL/BERLIN dpa/ap/taz ■ Die Bundesregierung hat gestern versucht, Berichten über Streitereien zwischen Deutschland und Großbritannien über die geplante UN-mandatierte Truppe zu Afghanistan entgegenzutreten.

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping bekräftigte, dass sich Deutschland nur mit einem „robusten UN-Mandat“ an der Truppe beteiligen werde. Das Mandat müsse „auf Zeit und Raum begrenzt“ sein, sagte Scharping am Rande des Treffens der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. Die Frage, ob Deutschland die Führungsrolle der Briten übernehmen werde, verneinte er.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der UN-Zeitplan ins Wanken gerät. Ursprünglich sollte der UN-Sicherheitsrat in New York gestern eine Resolution zur Mandatierung einer Schutztruppe verabschieden. Doch ist diese Resolution, die von Großbritannien erstellt wird, noch nicht fertig. Hintergrund war unter anderem ein Streit zwischen Großbritannien, das die Truppe führen und die Resolution schreiben soll, und Deutschland, das das der Truppe zu Grunde liegende Petersberger Abkommen mit ermöglichte. So will die Regierung in London das Mandat nach 90 Tagen abgeben. Berlin erachtet dagegen eine Mindestdauer von sechs Monaten als notwendig. Das entspricht der Dauer der Übergangsregierung in Kabul.

Solange die Streitigkeiten nicht beigelegt sind, wird Großbritannien kein förmliches Truppenangebot an die UNO machen, hieß es am Montagabend aus London. Großbritannien entsendet dennoch 200 Marinesoldaten nach Afghanistan, die schon von Samstag an in den Straßen von Kabul patrouillieren sollen.

Der spanische Verteidigungsminister Frederico Trillo erklärte in Brüssel, neben Deutschland und Großbritannien würden sich Spanien, Italien und die Niederlande mit jeweils 700 Mann an der Truppe beteiligen.

Berichte, wonach die ersten Bundeswehrsoldaten unter strengster Geheimhaltung bereits nach Kabul verlegt worden oder auf dem Weg seien, bezeichnete Verteidigungsminister Scharping gestern als falsch.

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