Love is like a cigarette

■ Im Brauhauskeller gibt es einiges zu erfahren über das Verhältnis von Raucher und Zigarette: Elina Finkel inszeniert den Liederabend „Smoke gets in your eyes“

Sie sind Nichtraucher? Dann sind Sie hier eigentlich falsch. Sie haben noch nie verstanden, was an diesen kleinen tabakgefüllten Stäbchen so toll sein soll? Dann sind Sie hier genau richtig, bei „Smoke gets in your eyes“ im Bremer Theater.

Denn im gemütlichen „Séparée“ des Brauhauskellers können Sie sich bei einem Glas Wein eben das erklären lassen. Und zwar auf ausgesprochen amüsante Weise. Nur eines sollten Sie wissen: Sie befinden sich auf fremdem Territorium und Sie müssen wohl oder übel den Regeln des hiesigen Herrschers folgen – der Zigarette. Dieselbe allerdings macht sich rar, womit wir bei der Ausgangssituation des Abends angekommen wären.

Vier Menschen auf der nächtlichen Suche nach einigen Milligramm Nikotin treffen sich am Zigarettenautomaten, sammeln ihre letzten Märker zusammen, füttern den Geldschlitz – und warten vergeblich. Diagnose: Leer.

Zum Glück! Denn in diesem Zustand, in dem die Entzugserscheinungen sowohl Melancholie als auch Temperament steigen können, beginnen die vier zu singen. Nun haben wir es hier natürlich nicht mit ausgebildeten Sängern zu tun. Katja Zinsmeister, Tanja Schupnek, Thomas Ziesch und Fritz Fenne vom Bremer Theater sind in erster Linie Schauspieler, und folglich stimmt an diesem Abend vielleicht nicht jeder Ton. Dafür stimmt allerdings der Rest, von der Musikauswahl bis hin zur Spielfreude, von der schlichten Ausstattung bis hin zu augenzwinkernden Details. Selten hat man Schauspieler mit soviel augenscheinlichem Spaß und soviel Witz agieren sehen wie im Laufe dieses Abends, den sie mit Regieassistentin Elina Finkel entwickelt haben. Hier kann Leidenschaft auflodern, können Sehnsüchte ausgelebt werden und wird der Besitzer der letzten Notfall-Zigarette zum besten Freund. Ganz nebenbei erhält der staunende Nichtraucher noch tiefe Einblicke in das geheimnisvolle Verhältnis von Raucher und Zigarette. „Es ist nicht so, dass ich die Zigarette brauche“, erfährt man von Fritz Fenne. „Sie braucht mich. Ich rauche aus Mitleid.“

Da auch die Schnorr-Versuche im Publikum scheitern, wird eben weitergesungen. Neben kleinen Liedern über die geliebte Zigarette sorgt vor allem Bekanntes im neuen Kontext für unkontrolliertes Kichern im Publikum. Da darf sich der aufhör-willige Pianist und „Verräter“ Alexander Seemann zu den deutschen Zeilen von „I will survive“ von einem Leben ohne Qualm überzeugen, darf Fritz Fenne auf dem Zigarettenautomaten balancierend „With or without you“ skandieren, während dieser von den anderen mit Händen und Füßen traktiert wird und schließlich – welch Seligkeit! – doch noch ein Päckchen ausspuckt.

Da sitzen sie nun, an den Automaten gelehnt, und können endlich, endlich kleine Rauchwölkchen in die Luft blasen, während das Publikum johlt, trampelt und klatscht und partout nicht ohne zwei Zugaben nach Hause gehen will – obwohl es zumindest die Süchtigen unter Ihnen zur Theke ziehen dürfte, wo es für eine Mark die „Zigarette danach“ zu erwerben gab: Im Brauhauskeller selbst herrscht Rauchverbot. be

Die nächsten Vorstellungen von „Smoke gets in your eyes“ finden am 21. und 29. Dezember, sowie am 11. und 18. Januar 2002 jeweils um 20:30 Uhr im Brauhauskeller statt.