„Erstaunlich viel Dumping“ und immer weniger Anbieter

■ Die aktuelle Ökostromtabelle der taz hamburg: Die meisten Händler erhöhen zum neuen Jahr die Preise

Die Ökostrom-Tabelle der taz hamburg schrumpft weiter: Im vergangenen halben Jahr sind drei Angebote zurückgezogen worden, das Schicksal von zwei weiteren ist ungewiss. Zugleich haben fast alle Anbieter die Preise erhöht. Bei den angebotenen Stromqualitäten hat sich nichts verändert.

Herausgefallen ist der Schleswag-Tarif „Wind und Meer“. Nach Angaben des Unternehmens soll er durch ein anderes Produkt ersetzt werden. Die beiden Angebote der Ökostrom Handels AG gibt es seit dem 1. September nicht mehr. Damit ist einer der Pioniere für grünen Strom aus dem Markt ausgeschieden. Die KundInnen der Firma hat Unit Energy übernommen. Über die beiden Angebote der Firma Lichtmann ist derzeit keine Auskunft zu erhalten.

Um die Preiserhöhung zur rechtfertigen, nennen die Firmen ein ganzes Bündel an Gründen. Neben der netto um ca. einen Viertelcent pro Kilowattstunde steigenden Ökosteuer führt zum Beispiel die Heag die Mehrkosten aus dem Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie allgemein erhöhte Strombezugskosten an. Naturstrom rechnet überdies mit deutlich erhöhten Netz-Durchleitungsgebühren.

Allerdings geben die Firmen diese Kosten in unterschiedlichem Umfang an ihre KundInnen weiter. Der Bunte Strom sowie der Strom von unitÄeÜ und den Elektrizitätswerken Schönau wird nur um den Betrag der Ökosteuer (plus Mehrwertsteuer) teurer. HEW newpower dagegen schlägt um etwa eineinhalb Cent pro Kilowattstunde auf, bei gleichzeitiger Erhöhung der Grundgebühr; die Heag erhöht vor allem die Grundgebühr kräftig, ebenso die Natur-Energie AG. Greenpeace Energy erhöht den Preis pro Kilowattstunde um minimale 0,08 Cent, während Best Energy und Lichtblick ihre Preise lediglich in Euro (EUR) umrechneten.

Robert Werner von Greenpeace Energy erklärt die steigenden Preise damit, dass in 2001 „erstaunlich viel Dumping“ betrieben worden sei. Seine Genossenschaft, die am Donnerstag ihr 9000stes Mitglied aufnahm, habe jedoch von vornherein die Strategie verfolgt, „ehrliche Preise“ zu verlangen. Netznutzungsgebühren, die infolge diverser Klagen in Zukunft fallen werden, könne seine Firma komplett an die Kundschaft weitergeben.

Auch Gero Lücking vom preisgünstigen Anbieter Lichtblick betont, seine Firma verlange kostendeckende Preise. Allerdings hat Lichtblick die künftigen Rückflüsse aus zu teuer bezahlter Netznutzung bereits einkalkuliert – ein di-ckes Finanzpolster im Rücken macht's möglich. Außerdem, so Lücking, kalkuliere das Unternehmen mit extrem knappen Margen, um einen möglichst großen KundInnenkreis anzusprechen.

Um den passenden Anbieter in der Stromtabelle zu finden, wählen Sie zunächst die Kandidaten mit der gewünschten Stromqualität. Danach müssen Sie ein günstiges Verhältnis zwischen Preis pro Kilowattstunde und Grundpreis finden, je nachdem ob Sie viel oder wenig Strom verbrauchen. Der Hinweis „zeitgleich“ bedeutet, dass in jedem Augenblick soviel grüner Strom ins Netz eingespeist wird, wie Sie brauchen. Bei mengengleicher Lieferung werden Angebot und Nachfrage übers Jahr ausgeglichen, wodurch die konventionellen Energieversorger ein Bein in der Tür behalten. Gernot Knödler