: Neue Bahnhofsvorplatz-Ideen
■ Tchibo bestätigt die Gerüchte um künftigen Firmensitz nicht
Der Welt größter Fahrradparkplatz ist als Notlösung für die freie Fläche vor dem Bahnhof schon fast zur Dauerlösung geworden. Nun bahnt sich eine Bebauungslösung für das Sahnestück an. Das Bauressort bestätigte auf Nachfrage Gerüchte, wonach eine Investorengruppe um den Bremer Immobilienhändler Justus Grosse das Areal kaufen und anspruchsvoll bebauen wolle. Das Haar in der Suppe: Der Kaufpreis liegt um die zehn Millionen Mark unter dem vom Finanzressort ursprünglich angestrebten. Von 14 Millionen Mark ist die Rede, Anfang des Jahres sollten es noch knapp 25 gewesen sein. Die sind auch beim Umbau des Vorplatzes bereits verbuddelt worden.
Wie der Finanzsenator mit dem Millionenloch umgeht, war am Freitagnachmittag nicht mehr zu erfahren. Offenbar konnte die BIG – ihr war die Vermakelung des Geländes vom Finanzsenator übertragen worden – keinen höheren Kaufpreis erzielen. Die Idee, auf dem Grundstück ein Hochhaus zu errichten und so eine höhere Rendite zu ermöglichen, die der Bauunternehmer Kurt Zech einmal verfolgt hatte und die die Stadt in Hochhaus-Befürworter und -gegner gespalten hatte, ist damit vom Tisch. Denn das mit der architektonischen Planung beauftragte renommierte Büro Bothe, Richter und Teherani aus Hamburg plant weit unter zehn Stockwerken.
Im Bauressort freut man sich nicht nur über die anspruchsvolle Bebauung, die nicht zuletzt durch den gesenkten Grundstückspreis ermöglicht wurde. Holger Bruns, Sprecher der Bausenatorin Christine Wischer (SPD), frohlockt auch über den Privatmieter, der gerüchteweise anklopft. Tchibo heißt er und damit, so Bruns, funktioniere „so ein Projekt endlich mal, ohne dass die Stadt der Hauptmieter“ sei und dadurch die Einnahmen des Gebäudebesitzers garantiere. Tchibo ist weniger begeistert davon, dass der Konzernname mit dem Bremer Neubau in Verbindung gebracht wird. „Ich kann das nicht bestätigen“, erklärt ein Sprecher der Hamburger Zentrale auf die Frage, ob der Kaffeeröster an dem Objekt interessiert sei. Richtig sei allein, dass man nach einem Ersatz für das in der Sögestraße geschlossene Ladenlokal suche. Aber dafür seien die Etagen in einem Bahnhofsvorplatz-Gebäude sicherlich „zu groß“.
Unterdessen hat der Bund Deutscher Architekten für die Bebauung des Geländes ein „faires und nachvollziehbares Wettbewerbsverfahren“ gefordert. Inakzeptabel sei es, die Bebauung unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach Hamburg zu vergeben. hey
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