Holzer unterwegs zum Ermittlungsrichter

Schlüsselfigur der Leuna-Affäre will sich den französischen Behörden ausliefern und Paris „als freier Mann verlassen“

WIEN/BERLIN dpa ■ Der im Zusammenhang mit der Leuna-Affäre mit internationalem Haftbefehl gesuchte Lobbyist Dieter Holzer wird sich nach Weihnachten den Pariser Ermittlungsbehörden stellen. Holzers österreichischer Anwalt Clement Achammer bestätigte gestern entsprechende Presseberichte.Holzer wird demnach am Donnerstag in Paris dem Untersuchungsrichter Rede und Antwort stehen. Der 60-jährige deutsche Geschäftsmann gilt als Schlüsselfigur in der Affäre um den Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie an den französischen Mineralölkonzern Elf Aquitaine. Achammer sagte, der Schmiergeldverdacht gegen Holzer sei weitgehend ausgeräumt. Es gehe nur noch um Spekulationen, wonach Geld an französische Elf-Aquitaine-Manager zurückgeflossen sein soll. Holzer werde „am Abend Paris als freier Mann verlassen“. Er behauptete, die französische Justiz werde den internationalen Haftbefehl gegen eine geringe Kaution aussetzen.

Der Lobbyist war Ende August in Österreich festgenommen, dann aber gegen eine Kaution von 363 000 Euro (5 Millionen Schilling bzw. 710.000 Mark) freigelassen worden. Die französischen Justizbehörden beschuldigen Holzer der Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern. Bei dem Leuna-Geschäft sollen insgesamt 39 Millionen Euro (256 Millionen Francs bzw. 80 Millionen Mark) für Lobby-Arbeit in Deutschland ausgegeben worden sein.

Am Mittwoch waren die Bestechungsvorwürfe gegen deutsche Politiker in der Leuna-Affäre zu einem großen Teil entkräftet worden. Die Schweizer Leuna-Akten gaben nach Ansicht der Bundesanwaltschaft „keine Anhaltspunkte“ für entsprechende Schmiergeldzahlungen in der Kohl-Ära. Allerdings wurden Kopien der Schweizer Akten zur weiteren Auswertung an die Staatsanwaltschaften in Augsburg und in Saarbrücken weitergeleitet.