BHV: Flugzeug stürzt in die Weser

■ Zweimotorige Maschine fällt nach Start ins eiskalte Wasser / Neun Personen an Bord / Zwei Tote und eine Schwerverletzte geborgen / Ziel war Wangerooge / Unglücksursache bislang ungeklärt

Der Ausflug am zweiten Weihnachtstag sollte zur Nordseeinsel Wangerooge gehen – doch dort kam das Flugzeug nicht an. Bereits kurz nach dem Start am Flughafen Bremerhaven-Luneort stürzte die zweimotorige Maschine mit neun Menschen an Bord in die Weser. Nach Angaben eines Polizeisprechers konnten kurz nach dem Unfall zwei Männer und eine Frau lebend geborgen werden, ein Mann starb jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus. Der zweite gerettete Mann verstarb am Nachmittag an den Folgen des Unfalls. Der Zustand der geretteten Frau wird von den Ärzten als kritisch beurteilt.

Die anderen Insassen – darunter ein Kleinkind – waren zunächst vermisst. Ihre Überlebenschancen werden als gering eingestuft. „Wir haben eine Wassertemperatur von drei Grad“, sagt Andreas Lubkowitz, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Wenn jemand das überlebe, sei das „ein Wunder“. Die DGzRS hat die Leitung der Rettung übernommen.

Die Rettung ist äußerst schwierig. Seit zwölf Uhr Mittag wurde versucht, das Flugzeug mit einem Peilboot des Wasser- und Schifffahrtsamtes zu orten – ohne Erfolg. Auch Taucher fanden das Wrack nicht. Die Polizei und die DGzRS setzten die Suche nach Überlebenden nach Redaktionsschluss fort.

Während sich immer mehr Schaulustige auf dem Bremerhavener Weserdeich versammelten, kreisten drei Hubschrauber der Bundesmarine über dem Unglücksort, etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt. Rettungsschiffe liegen an der Unfallstelle.

„Die Maschine ist ganz normal gestartet“, sagte ein Flughafensprecher. Planmäßig um 10.13 Uhr war das Flugzeug vom Typ „Britten-Norman Islander“ der Bremerhaven Airlines in Richtung Nordseeinsel abgehoben. Sie ist mit zwei je 260 PS starken Motoren ausgestattet und hat eine Spannweite von 14,94 Meter.

Bereits wenige Augenblicke nach dem Start wunderte sich der Flugleiter: „Die Maschine blieb unter der üblichen Höhe.“ Der Absturz selbst war vom Tower aus nicht zu sehen. Die Türme der Bremerhavener Kläranlage versperren die Sicht auf den nur drei Kilometer entfernten Absturzort.

Die Besatzungsmitglieder der Autofähre „Bremerhaven“ jedoch beobachteten den Absturz und verständigten über Funk Rettungskräfte. Zwei Passagiere konnten von der Fähre aus gerettet werden, die dritte Person wurde von der Besatzung eines Seenotrettungskreuzers aus dem Wasser gezogen.

Über die Absturzursache herrscht Unklarheit. „Es gab keinen Notruf“, sagt der Flughafensprecher. Die Maschine befand sich bereits auf Westkurs in Richtung Wangerooge. Auch über die Menschen an Bord lagen zunächst nur spärliche Informationen vor. Dem Vernehmen nach soll es sich unter anderem um Urlauber aus Nordrhein-Westfalen sowie um Hotelmitarbeiter handeln.

Der 57 Jahre alte Pilot ist der stellvertretende Flugbetriebsleiter der Bremerhaven Airlines und galt als sehr erfahren. „Er ist in der Inselfliegerei zu Hause“, sagt Geschäftsführer Bernd Böttcher erschüttert. Bremerhaven Airlines betreibt mit drei Flugzeugen einen regelmäßigen Zubringerdienst zu den Nordseeinseln. „Bisher hatten wir noch nie einen Absturz zu beklagen“, sagt Böttcher. Petra Albers/Werner Heumer (dpa)