Von Mutproben und Giftbäumen

An den Weihnachtsfeiertagen offenbarten sich der Polizei viele menschliche und tierische Abgründe

BERLIN taz/dpa ■ In der Weihnachtszeit sind die Verhältnisse extremer als sonst – die Menschen auch. Mutproben, Fiesheiten und Experimente hielten die deutsche Polizei auf Trab.

Die schwerste Mutprobe stellten die Schneefälle und das Blitzeis dar, das vor und während der Feiertage von Tausenden von Autofahrern eine starke seelische Konstitution erforderte. Besonders Familien mit Kindern mussten ihren Nachwuchs bei Laune halten, um zwölf Stunden eiskalten Dauerstau zum Wochenende in Bayern zu ertragen. Besonders schwierig: das Pinkeln. Nicht immer war eine Böschung erreichbar. Manche Betroffenen mussten vielmehr durch geschicktes Manövrieren zwischen den wartenden Autos selbst für den nötigen Sichtschutz sorgen.

An weiteren Mutproben rund ums Auto beteiligten sich mehrere Kinder in Deutschland. In Brandenburg hatten sich vier Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren von einem Bekannten einen Polo geliehen und unternahmen mit diesem eine Spritztour von Hoyerswerda nach Spremberg. In Spremberg blieb der Polo mit leerem Tank stehen. Mit vereinten Kräften schoben die Kinder den Wagen auf eine Tankstelle, die Rückfahrt nach Hoyerswerda mussten sie im Polizeiauto antreten.

Auch zwei sieben und zwölf Jahre alte Brüder aus Essen stibitzten am ersten Feiertag ein Auto und machten sich damit auf dem Weg zu ihrem Vater nach Dänemark. Immerhin legten sie 200 Kilometer unfallfrei zurück, bevor sie von der Autobahnpolizei gestoppt wurden.

Die fieseste Weihnacht bereitete eine 34-jährige Mutter in Oldenburg ihrem Sohn. Die Mutter war am Heiligen Abend gegen 19 Uhr weggegangen und hatte ihrem Sohn gesagt, sie werde erst am nächsten Tag wiederkommen. Als die Frau am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages jedoch nicht auftauchte, wählte der Junge den Polizeinotruf. Gegen die Mutter wurde Strafanzeige wegen Verletzung der Fürsorgepflicht erstattet.

Ein Trick gegen Weihnachtsbaumdiebe sorgte in der Nähe von Potsdam für Aufregung. Der Inhaber einer Nadelbaumplantage hatte dort einen Warnhinweis angebracht, laut dem die Bäume chemisch präpariert seien und bei Zimmertemperatur giftige Gase entwickeln würden. Trotzdem wurde ein Nadelbaum abgesägt und gestohlen, was zu polizeilichen Warnungen vor der drohenden Vergiftungsgefahr führte. Als die Ordnungshüter schließlich den Baumstumpf sicherstellten und untersuchen wollten, räumte der Plantagenbesitzer ein, dass die Bäume gar nicht besprüht worden waren.

Das dümmste Weihnachtexperiment machte ein Neugieriger am Vorabend des 24. in Neckarsulm. Der Mann wollte herausfinden, was denn dran ist an der Geschichte, dass Zungen festfrieren, wenn man bei Minusgraden an eiskaltem Metall schleckt. Er fuhr mit der Zunge über den Mast einer Ampel und blieb kleben. Das Rote Kreuz half ihm aus seiner misslichen Lage.

Das ungeliebteste Weihnachtsgeschenk waren offenbar sieben Babymeerschweinchen und zwei Muttertiere. Sie waren in einem vom Schnee schon aufgeweichten Karton neben der Mülltonne des neuen Tierheims in Berlin-Höhenschönhausen ausgesetzt worden. BD