Sydney von Buschfeuern umgeben

In Australien toben die verheerendsten Brände seit 1994. Die Metropole ist von der Außenwelt abgeschnitten. Stromausfall bedroht auch die Abwasserentsorgung

SYDNEY taz ■ „Das ist für uns ein schwarzes Weihnachen“, seufzt Bob Green in einem der eilig eingerichteten Evakuiertenlager in Wollongong südlich von Sydney. Er ist aus der von Buschfeuern gefährdeten Ortschaft Helensberg geflüchtet. Seit Dienstag ist die australische Metropole von einem Ring verheerender Buschfeuer eingeschlossen.

Bis Mittwochabend hatten die von starken heißen Winden aus dem Inland angefachten Feuer bereits 140 Häuser zerstört. Mehrere tausend Bewohner der feuergefährdeten Ortschaften sind evakuiert worden. Bislang wurde nicht von Toten berichtet. Verletzte gab es unter den Feuerwehrleuten.

Ein das Atmen erschwerender Dunstschleier von rund 100 Feuerfronten liegt über Sydney. Es ist die schlimmste Buschbrandkrise im Bundesstaat Neusüdwales seit 1994. Hausbesitzer versuchen mit Wasserschläuchen, ihre Gebäude gegen die Flammen zu verteidigen. Weite Gegenden sind zu Katastrophengebieten erklärt worden.

Für die 5.000 Angehörigen der freiwilligen Feuerwehrbrigaden von Neusüdwales ist das Weihnachtsfest in diesem Jahr ausgefallen. Mitten im Putenbratenessen schrillten die Sirenen und riefen sie zum Kampf gegen die mit Sturmgeschwindigkeit durchs Land rasenden etwa 30 Meter hohen Feuerwände. Selbst die tief fliegenden, Wasser sprühenden Flugzeuge sind machtlos gegen diese alles in ihrem Wege verkohlenden Feuerwalzen. In vielen Fällen sind die Feuer das Werk von Brandstiftern, vermutet die Polizei. Phil Koperberg, Chef der Feuerwehren von Neusüdwales, schätzt, dass es wenigstens zehn Tage dauern wird, bis die Buschfeuer unter Kontrolle gebracht werden können.

Sydney ist heute vom Rest Australiens völlig isoliert. Die Hauptverbindungsstraßen sind unpassierbar, der Eisenbahnverkehr musste eingestellt werden. 25.000 Haushalte sind ohne Strom, weil die Feuer die Leitungsmasten verbrannt haben. Der Stromausfall bringt eine weitere Gefahr: Jetzt drohen die Auffangbecken der Kanalisations-Pumpstationen überzulaufen, sodass ungeklärte Abwässer ins Land auslaufen könnten.

BORIS B. BEHRSING