Neues vom Video-Laden

Ussama Bin Laden ist angeblich nach Pakistan unter die Obhut eines führenden Islamisten geflüchtet. Neue Videobotschaft des Terrorchefs rechtfertigt Angriffe gegen USA als „gesegnet“

BERLIN/KABUL taz/rtr/afp ■ Der von den USA gesuchte mutmaßliche Terroristenführer Ussama Bin Laden befindet sich nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums unter dem Schutz eines den Taliban nahe stehenden Islamistenführers in Pakistan. Auch eine neue Videobotschaft Bin Ladens, die dem katarischen Sender al-Dschasira in Pakistan zugespielt worden war, hat Spekulationen genährt, der saudische Multimillionär könnte sich womöglich dort aufhalten.

Ob Bin Laden allerdings wirklich noch am Leben ist, ging aus dem Video nicht zweifelsfrei hervor. Laut al-Dschasira wurde es vor zwei Wochen an einem unbekannten Ort aufgenommen. Doch in dem Film bezieht sich der müde wirkende Bin Laden nur auf Ereignisse, die bereits über einen Monat zurückliegen. In den letzten Tagen hatte es mehrfach geheißen, Bin Laden sei wahrscheinlich tot.

Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums sagte gestern der Nachrichtenagentur Reuters in Kabul: „Ussama steht in Pakistan unter dem Schutz von Maulana Fazalur Rehman. Wir wissen aber nicht genau, in welchem Teil Pakistans.“ Rehman, der in Pakistan unter Hausarrest steht, bezeichnete die Behauptung, er beherberge Bin Laden, als „Scherz“. Der Islamist ist Chef der Partei Dschamaat-ul-Ulema Islam („Gemeinschaft der Gelehrten des Islam“, JUI) und gilt als ein Geburtshelfer der Taliban.

In dem Video wirft Bin Laden den USA „einen unbeschreiblichen Hass gegen den Islam“ vor und bezeichnet die Terroranschläge vom 11. September auf das World Trade Center als „gesegnete Schläge“. Zur Reaktion der USA darauf sagt er: „Wir sind Zeugen geworden der wahren Verbrechen derjenigen, die sich Humanisten nennen und behaupten, Verteidiger der Freiheit zu sein.“ Bin Laden wirft den USA im Video vor, mit ihren Bomben in Afghanistan Unschuldige zu töten. Er rechtfertigt Terrorismus gegen Amerika damit, dass dessen Unterstützung Israels beendet werden müsse.

Ein Sprecher des Weißen Hauses verurteilte die Botschaft Bin Ladens als eine seiner typischen Hetzreden. „Das ist die gleiche Terroristenpropaganda, die wir schon kennen“, sagte der Sprecher. Die britische Regierung sieht in dem Video einen weiteren Beweis für die Schuld Bin Ladens an den Anschlägen vom 11. September. Der afghanische Interims-Justizminister Abdul Rahim Karimi sagte: „Es gibt keinen Kampf der Zivilisationen.“ HAN

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