die stimme der korrektur
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„Vakuum“ bildet korrekturtechnisch gesehen kein Problem. Gelegentlich wird es von der Redaktion als „Vacuum“ geliefert, und wir füllen den Leerraum dann mit einem K – K wie König, oder Schah. Denn das ist der Trend zur Auffüllung politischer Vakua, die niemand dulden kann, schon gar nicht die USA.

Sahir Schah beispielsweise hält die CIA für geeignet. Als einstiger König Afghanistans hat er seine Fähigkeit, mit Todesschwadronen Opposition zu verhindern, bewiesen. So könnte er die Lücke, welche die in den Bergen und den Gefangenenlagern massakrierten Taliban hinterlassen, stopfen.

Dann ist da der Iran. Dumm, dass Bush jr. gerade entschieden hatte, den Islamismus Islamismus sein zu lassen und die diplomatischen Kontakte zum Regime ein wenig zu intensivieren (zum Wohle Afghanistans). Denn dort haben nach drei Fußballspielen in Folge, egal ob Sieg oder Niederlage, Ende Oktober auf den Straßen der iranischen Städte die Massen dem Mullah-Regime getrotzt. Vier Nächte hintereinander, eine Million Menschen allein in Teheran. Mit westlich-gegelten Perücken, manischen Tänzen und heruntergelassenen Kopftüchern.

„Die Antwort auf Terrorismus? Revolution.“, übertitelt Michael Ledeen vom Amerikanischen Unternehmensinstitut seine Meinung im Wall Street Journal und erklärt, dass die Iraner schon bald „ihre Unterdrücker abschütteln“ könnten.

Das ist eine interessante Idee! Die städtischen Armen, Mittelschichten, Studenten und Arbeiter demonstrieren wie 1978 Tag für Tag in Isfahan, Schiras, Abadan, Teheran. Studenten stürmen wie damals in Täbris mit dem Ruf „Tod den Mullahs“ statt „Tod dem Schah“ die Polizeistationen und das Hauptquartier der Religionswächter. Die Medienarbeiter boykottieren die Regimepropaganda. Arbeiter besetzen die Tabak-, Stahl-, Bergwerke, nicht zu vergessen die Ölraffinerien, und schalten die Atomkraftwerke ab. Mullahs und Manager flüchten. Die Menge verbrüdert sich mit den Soldaten, und neue Schoras, also Arbeiterräte, bemächtigen sich der Leerstellen, um selbst zu bestimmen.

Gut, dass es einen Schah jr. gibt: Resa Pahlewi, gelernter Sohn des früheren iranischen US-Marionetten-Diktators und gelernter Kampfflieger mit Wohnsitz in den Staaten. Der darf seit einigen Monaten von Los Angeles aus per Satellit seine Reden in den Iran senden. Und im Zuge des „großen revolutionären Kriegs“, den Mr. Ledeen die USA jetzt im Nahen Osten führen sieht, bevorzugen er, Bush jr. und die CIA sicher, dass wir weiterhin „Vakuum“ mit einem K füllen. Mit einem K wie König.

ROSEMARIE NÜNNING