Kalifatsverbot bloß gebilligt

Die muslimischen Dachverbände in Deutschland kooperieren bei der Terrorismusbekämpfung mit den Sicherheitsbehörden. Das Verbot des Kaplan-Vereins haben sie bisher aber noch nicht begrüßt

von YASSIN MUSHARBASH

Das Verbot des Kalifatsstaats von Köln von Anfang Dezember hat die beiden Dachverbände der Muslime in Deutschland in einen Konflikt gestürzt. Auf der einen Seite haben sie bei der Terrorismus- und Extremismusbekämpfung den Behörden ihre Zusammenarbeit angeboten. Auf der anderen Seite erschwert ihnen die Solidarität mit den Glaubensgeschwistern, das Verbot des radikal-islamischen Verbandes um Metin Kaplan uneingeschränkt gutzuheißen.

Man müsse eben „eine gewissen Neutralität bewahren“, sagte Ayman Mazyek, Sprecher des Zentralrats der Muslime, der taz. Die offizielle Sprachregelung laute deshalb, dass der Zentralrat „das Verbot billigt“. Die Stürmung des Kaplan-Verbandes an einem wichtigen Tag des Fastenmonats Ramadan habe eine ausdrückliche Zustimung verhindert. Zugleich teilte er mit, der Zentralrat kooperiere bei der Enttarnung so genannter Schläfer mit den Sicherheitsbehörden. „Auf jeden Fall mehr als eine Person“ seien im Zusammenhang „mit Anschlägen“ gemeldet worden. Ob bereits begangene oder geplante Anschläge gemeint seien, ließ Mazyek offen.

Auch der Islamrat hat eine eindeutige Verurteilung des Kaplan-Verbandes bisher umständlich vermieden. In einer Pressemitteilung bezeichnete der Vorsitzende Hasan Özdogan das Verbot als „ein Zeichen gegen alle in der Gesellschaft bestehenden extremistischen Gruppen“, ohne speziell auf Metin Kaplans Organisation einzugehen. Im Gespräch mit der taz sagte der Vorsitzende Hasan Özdogan über die Kaplan-Anhänger: „Wenn die jetzt in unseren Moscheen auftauchen und nicht versuchen, ihre alten Ziele zu verfolgen, schreiten wir nicht ein.“ Özdogan zufolge hat eine ehemals zum Kaplan-Verband gehörende Bochumer Moscheegemeinde bereits damit begonnen, sich dem Islamrat anzunähern, und einen liberaleren Kurs eingeschlagen. Der Islamrat stehe ebenfalls mit den Sicherheitsbehörden in Kontakt, teilte Özdogan mit.

meinung SEITE 19