Von Wehmut ist wenig zu spüren
Peseta – das Geld der Republik

Der Abschied von ihrer alten Währung fällt Italienern und Österreichern leichter als den Deutschen. Und selbst die Schweden entdecken den Euro
aus Madrid REINER WANDLER

Die Spanier sagen Adios zu ihrer Peseta. Trauer kommt dabei freilich nur bei wenigen auf, schließlich hat die Währung in den letzten Jahren kontinuierlich an Wert verloren. Doch immerhin haben Historiker eine Ausstellung über die Geschichte der Peseta zusammengestellt. Zu sehen ist sie im Senat, dem Oberhaus des Parlaments.

134 Jahre stand die Peseta für die erste Republik Spaniens, die selbst freilich nur sechs Jahre alt wurde: Im Jahre 1868 hatte eine beherzte Truppe von Militärs und illustren Bürgern der großen Städte ihre katholische Majestät, Königin Isabel II., vom Thron geholt. Die „provisorische Regierung“ übernahm die Macht, sie wollte eine starke Republik und dafür brauchte es zunächst eine einheitliche Währung. „Es ist gut, die Vergangenheit zu vergessen, in dem wir alle Bande kappen, die uns mit ihr verbinden. Deshalb lassen wir aus dem Geschäftsleben und dem Alltag die Objekte verschwinden, die allzu oft Erinnerungen in uns wachrufen“, hieß es im „Dekret 720 zur Reform des Münzsystems“ vom 19. 10. 1868.

Die Republikaner wollten Schluss machen mit dem unüberschaubaren Wirrwarr aus vier monetären Systemen mit über 97 Münzen, geprägt in einem halben Dutzend Münzhäusern. „Real“, „Maravedi“, „Escudo“ – sie alle sollten einer neuen Währung weichen. Das künftige System sollte metrisch sein und so den europäischen Austausch erleichtern. Als Name wurde Peseta gewählt. In dieser bisher rein virtuellen Einheit rechneten seit Jahrhunderten die Monarchen ihr Vermögen und die Steuereinnahmen aus. Und im reichen Norden, in Katalonien, zirkulierte bereits seit Jahren eine Währung dieses Namens.

Die ersten Pesetas wurden 1869 geprägt, die Scheine folgten fünf Jahre später. Seit dieser Zeit ist die Münze ein treuer Spiegel der Wirren der spanischen Geschichte. Schmückte zu Anfang Hispania mit Olivenzweig die Peseta der 1. Republik, sollten bald wieder Könige geprägt werden. Die zweite Republik in den 30er-Jahren hob wie in Frankreich die „Republica“ auf das metallene Rund. Doch schon bald sollten militärische Symbole von den Jahren des Bürgerkriegs zeugen. Der Sieger, General Franco, ließ sich auf den Münzen verewigen. 1975 starb der Diktator. Doch erst 20 Jahre später sollten die letzten Peseten mit seinemKonterfei verschwinden. Bis dahin lebten sie in den Portemonnaies einträchtig mit Juan Carlos I., König der neuen konstitutionellen Monarchie, zusammen.

Erst in den 90er-Jahren begann sich die Peseta von den Staatschefs zu emanzipieren. Sie wandte sich Ereignissen wie den Olympischen Spielen oder den Gebräuchen der Regionen zu.

Wenn die Peseta jetzt für immer im Museum verschwindet, geht sie nur den Weg, der ihr von Anfang an zugedacht war. Die Revolutionäre von einst waren glühende Verfechter einer lateinischen Währungsunion, die sämtliche südeuropäische Länder umfassen sollte. Zur Einheit kam es jedoch nie.