berliner szenen
: Kosmetik fürs Gesicht

Alles wie gehabt

Die Schweden trinken mehr Kaffee als irgendein anderes Volk der Erde, steht auf der Papierunterlage. Wer die meisten Donuts isst, steht nicht da. Der in Pink und Orange gehaltene Tablettschoner teilt dafür mit, dass das Jahresgewicht der bei „Dunkin Donuts“ verkauften Kaffeeportionen dem Gewicht von mehr als einer Million afrikanischer Elefanten entspricht!?

Auf einem Foto sieht man Teenager, eine brünette Italienerin, eine nordische Blondine, und einen lächelnden Asiaten, denen die „Dunkin Donuts“ so richtig Spass machen. Es ist Neujahr. In der „Food-Station“ der Reisehalle am Ostbahnhof, einem von allen Seiten zugänglichen Areal, in dem auf kleinstem Raum Süß, Sauer und Salzig zusammendrängt, läuft alles wie gehabt. Die Grenzen sind hier fließend, man kann mühelos vom Chinesen zum Italiener fluten, vom Fettkringel zum Feta-Salat.

Dem Gastromechanismus ist das Neujahr einerlei, gegessen wird schließlich immer. Wichtig ist, dass die Umsätze stimmen. Im Donut-Shop sitzt man auf rosa Lederhockern, trinkt „Cappucino large“ und isst „Donut regular“. Es ist Neujahr, und die Welt ist so wie am Tag zuvor. Am Nebentisch unterhalten sich drei Sechzehnjährige über ihre „öden“ Weihnachtsgeschenke, am liebsten sei ihnen Geld, und Kosmetik, „fürs Gesicht“.

Eine Blonde mit Hautunreinheiten regt sich über ihren Freund auf. „Dem kann man nichts erzählen, der flippt gleich aus, und geht auf André los, obwohl ich gesagt hab, dass ich das alleine klarmache.“ Die Verkäuferin vom Mittelmeerstand fragt ihren Kollegen feixend, ob er „jut jefeiert“ hätte. Der Kollege ist ein großer dünner Mann mit Augenringen. Er guckt in den Olivenberg, und sagt nichts. Eine SMS kommt an. JANA SITTNICK