vorlauf
: Stimme der Kinder

„Hass und Hoffnung“

(23.00 Uhr, ARD)

Palästinensische Anschläge, israelische Panzer im Westjordanland oder im Gaza-Streifen, Tote auf beiden Seiten, Bemühungen um Waffenruhe – der israelisch-palästinensische Konflikt sorgt immer wieder für Schlagzeilen. In dem Dokumentarfilm von Justine Shapiro und B. Z. Goldberg, „Hass und Hoffnung“, kommen jene zu Wort, die in diese Situation hineingeboren wurden, aber die Zukunft mitgestalten werden: Kinder.

Im Mittelpunkt des Film stehen sieben Israelis und Palästinenser zwischen acht und dreizehn Jahren, die sich ohne jede Selbstzensur vor der Kamera äußern: über die Angst vor Anschlägen beim Busfahren, über Schikane und Erniedrigung an israelischen Checkpoints, über den Tod eines Freundes, über das Land, das „ihres“ ist. Der Film wurde gedreht zwischen 1997 und Sommer 2000, also vor Beginn der zweiten Intifada.

Die sieben Kinder leben in Jerusalem und Umgebung, nur 20 Autominuten voneinander entfernt und doch in verschiedenen Welten. Im Zuge der Dreharbeiten entwickeln die israelischen Zwillinge Yarko und Daniel, die aus einer nichtreligiösen Familie kommen, und der palästinensische Junge Faraj, der im Flüchtlingslager Deheische im Westjordanland lebt, Interesse füreinander. Es kommt zu einem ersten Telefongespräch – über Sport, das Lieblingsessen – und endet mit einer Einladung Farajs an die Zwillinge, ihn zu besuchen, da er nicht nach Westjerusalem fahren kann.

Die Begegnung findet statt. Ein Essen in der Familie, Spiele, die Palästinenser bringen Yarko und Daniel den Umgang mit der Schleuder bei und arabische Tanzschritte. Am Ende ist es Faraj, der kleine palästinensische Hardliner, der ganz unglücklich ist. Wir haben uns jetzt mit Daniel und Yarko angefreundet, sagt er schluchzend, und wenn das Fernsehteam weg ist, werden sie die Freundschaft vergessen.

Er sollte Recht behalten. Zwei Jahre später berichten die Zwillinge, Faraj habe sie öfter angerufen, sie hätten nicht zurückgerufen. Und Faraj sagt: „Die Welt hat sich zum Schlechteren verändert. Es gibt keinen Frieden, nur Kriege und Katastrophen (. . .) Das Leben, das wir führen, erlaubt uns die Erfüllung unserer Träume nicht.“ Jeder lebt wieder eingeschlossen in seiner Welt. BEATE SEEL