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Traurig in Aurich

Eine Qualle, arm und klein,trieb einst betrübt durchs Meer. Sie wünschte sich ein Dorsch zu sein, das Herz ward ihr so schwer.

So schwamm sie trauernd Jahr für Jahr bis in die Bucht bei Aurich. Dort wurd’ sie eines Dorschs gewahr, der schien nicht minder traurig.

Vor Freude tat der kleine Wicht sich kugelrund aufbauschen. Und sprach zum Dorsch: „He, willst du nichtmit mir die Rolle tauschen?“

Ein Lächeln striff das Dorschgesicht.“Jawohl!“ so grunzte er. “Ein Fisch zu sein, das will ich nicht, doch Qualle sein, das sehr.“

Von nun an also fühlte sich, als Dorsch das Quallentier. Und der Dorsch schwamm zukünftlich als Qualle durchs Revier.

Beide waren fortan froh und blieben’s bis zur Bahre.

(Doch weder klingt die Fabel so, noch ist sie eine wahre.)

Jan Kaiser

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