Ein weiser Spruch von König Buba

■ Zeit der Sternsinger: ein bisschen Karneval, ein bisschen Weihnachten, ein bisschen Schnorren. 600 kleine Könige unterwegs

Weil es Süßigkeiten gibt“, meint Kathrin, „es soll angeblich Spaß machen“, hofft Petra, und, „weil da was für arme Kinder rumkommt“, versichert Kerstin. Rund 600 Kinder so zwischen vier und 14 tragen sie an diesem Tag: gardinenartige rote Umhänge, selbstgebastelte Pappkronen und Papiersterne auf Stöcken, manche schwarze Schminke, andere goldene Samtmützen, die wie halbe Walnüsse aussehen. Nicht gerade Profi-Mummenschanz, auf jeden Fall steckt aber überall viel Mühe und Liebe drin – auch von Mama und Papa. Ein bisschen Karneval, ein bisschen Weihnachten, ein bisschen Schnorren – das ist Sternsingen.

Aber: Wenn die Heiligen Drei Könige so um den 6. Januar von Haus zu Haus ziehen und mit oftmals lieblichen, bisweilen schauerlichen Weisen um milde Gaben bitten, passiert das nicht einfach so. Und deshalb trafen sich gestern jede Menge Kleinstregenten aus dem Bistum Osnabrück in der Bremer Propsteikirche St. Johann. Ziel: die Eröffnung der leider nur sehr kurzen Dreikönigs-Saison.

Es war eine köstlich-königliche Kostümschau, ein Adelstreffen der besonderen Art. Zum „Außendungsgottesdienst“ kam Bischof Franz-Josef Bode, dann lud Bürgermeister Hartmut Perschau die Mini-Majestäten sogar zum Senatsempfang – leider nur vertretungsweise für den ganz großen Dreikönigs-Zampano Henning Scherf .

Der hebt, wenn er nicht gerade (wie derzeit) in heiligen Rom weilt, Caspar, Melchior oder Baltasar auf seine baumhohen Schultern. Nur dann können die Kleinen den Segensspruch auf die Innenseite der Ratshaustür malen. Und auch dieses Jahr dürfte Dreikönigs-Empfangs-Vertreter Hartmut Perschau (CDU) auf Scherfs Anweisung den rathäuslichen Putzfrauen eines striktestens verboten haben: Das „20+C+M+B+02“ irgendwann im Hochsommer einfach klammheimlich abzuwischen. C+M+B heißt nämlich nicht nur „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“, dem Sprüchlein soll auch eine gewisse Zauberkraft innewohnen – sagt die Kirche. Und, so Dreikönigsfan Scherf: „Segen können wir gut gebrauchen.“

Zurück zum gestrigen Event: Zu Fenia aus Twistringen, die ihrer Freundin Vera beim kirchlichen Dreikönigs-Workshop eine Gipsmaske basteln wollte, zu Pater Wilhelm Tacke, der nicht müde wurde, auf das Motto der diesjährigen Sammelaktion hinzuweisen – das Geld der Sternsinger geht 2002 nach China, anno 2000 kamen allein in Bremen 53.000 Mark zusammen. Und zurück zu Buba, einem 12-jährigen farbigen Jungen aus der Samtgemeinde Spelle. Die anderen Speller schmunzelten und redeten vom „Life-Mohr“, Buba blieb sehr cool und orakelte: „Tja, ich werde höchstwahrscheinlich der schwarze König sein – das spart Schminke.“ Außerdem versprach er, sich dafür einzusetzen, dass auch „ein bisschen von dem Geld nach Afghanistan geht – die Kinder da haben es zur Zeit besonders nötig.“

Ein weiser Spruch von König Buba, dessen Rolle beim sonntäglichen Bitt-Umzug mit Singsang gar nicht so furchtbar klar ist. Welcher von den drei Weisen aus dem Morgenland, die um die Zeitenwende jesusmäßig mit Weihrauch, Gold und Myrrhe unterwegs gewesen sein sollen, eigentlich „der Mohr“ war, ist nämlich noch heute umstritten. Auf jeden Fall war es der „Vornehmste“ – sagt die Legende. „Life-Mohr“ Buba (und andere) befinden sich also in verdammt guter Gesellschaft.

Wie eigentlich alle Sternsinger. Ein bisschen Geld dürfen sie behalten, der Rest geht in die Dritte Welt. In Bremen ist das seit 1952 Sitte. Die heidnischen Hansestädter kamen sogar lange vor dem erzkatholischen Aachener Päpstlichen Missionswerk auf den Trichter, mit der Sing- und Sammelsitte ganz Deutschland – und somit viele andere Länder – zu beglücken.

Kai Schöneberg