500 years from here

■ Biophysikalische Tropfsteinmaschine in der Kunsthalle läuft und läuft: Bogomir Ecker bekommt Edwin-Scharff-Preis

Mit der Tropfsteinmaschine durchzieht seit fünf Jahren eine Installation die Architektur der Galerie der Gegenwart, jetzt bekommt deren Erfinder, Bogomir Ecker, am Montag im Rathaus den Edwin-Scharff-Preis der Hansestadt Hamburg für 2001. Erst ein Prozent ihrer Laufzeit hat Bogomir Eckers biophysikalische Maschine absolviert, denn der Künstler hat mittels ausgeklügelter Technik und juristischer Feinheiten deren Funktion für fünfhundert Jahre garantiert. So sind lobende Worte im Kaisersaal und selbst der mit 15.000 Mark dotierte wichtigste jährlich verliehene Kunstpreis der Stadt wenig gegen den Anspruch auf eine kleine Ewigkeit für die Kunst.

Kaum einer der aktuellen Künstler denkt in Zeiträumen, die zwar ein Dürer noch für seine Altargemälde garantierte, die aber etwa doppelt so lang sind, wie die bisherige Existenz der Museen als Institution. Nun ist der in Düsseldorf lebende Bogomir Ecker, der jahrelang auch Professor für Bildhauerei an der Hamburger Hochschule für bildende Künste war, trotz solcher in andauernde Realität gezwungenen Konzeptkunst kein Nachruhm erstrebender Künstler. Vielmehr nutzen alle Skulpturen und Installationen des 1950 im slowenischen Maribor geborenen Künstlers eine gehörige Portion Ironie.

Für das Projekt Jenisch-Park-Skulptur gab Bogomir Ecker 1986 den Bäumen Ohren, und im Projekt Außendienst machte er gegenüber einer Garageneinfahrt des Verfassungsschutzes die Überwachungskameras zum Thema einer Skulptur. Mit ihrem meist in roter Standardfarbe lackiertem Eisenblech sehen viele Plastiken von Bogomir Ecker wie deplatzierte Industrieteile aus, die einem Produktionsprozess entrissen wurden. Oft scheinen sie ein erwartbares, aber nicht eintretendes Geräuschereignis zu evozieren oder erste Prototypen einer neuen Technik unbekannten Zwecks zu sein.

Bogomir Ecker ist ein Künstler in allen Bereichen seines Metiers: Er ist in künstlerischer Produktion, Forschung, Lehre und Selbstverwaltung sowie als Kurator tätig. Die letzte, von Kunsthistorikern argwöhnisch kritisierte Arbeit in einem Museum war die zusammen mit dem Künstler Thomas Huber bis September 2001 durchgeführte Neuinstallation der ständigen Sammlungen des Düsseldorfer Kunstmuseums als ein Künstlermuseum im Rahmen des neuen museum kunst palast.

Doch gegenüber auch im Kunstbetrieb eingefahrenen Arbeitsteilungen noch Lust an der Konfrontation zu haben und Überraschungen zu präsentieren, sollte einem Künstler gelingen, der auch Einwürfe von ganz Außen sammelt: Meteoriten und Tektiten.

Hajo Schiff