Berliner Luft für Ortwin Runde und Karin Roth

■ Bundeskarrieren ehemaliger SPD-SenatorInnen. CDU-Gerangel um freie Plätze

Karin Roth stellt sich neuen beruflichen Aufgaben. Hamburgs ehemalige SPD-Sozialsenatorin zieht es in den Bundestag – auf dem Umweg über ihre alte Heimat. Sie ist als Direktkandidatin im Wahlkreis Esslingen bei Stuttgart im Gespräch. Roth steht nach taz-Informationen auf einer Kandidatenlis-te, über die der dortige Parteivorstand am 9. Januar beraten will. Roth selbst, die nach nur dreieinhalb Jahren als Senatorin nicht durch eine stattliche Pension abgesichert ist, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Chancen der 52-Jährigen, die in Erkenbrechtsweiler bei Esslingen aufwuchs, sollen nicht schlecht stehen, munkelt ein Kenner der politischen Verhältnisse auf der Schwäbischen Alb. Als Landesministerin a.D. gelte sie „bei uns als Promi“, da die SPD im traditionell CDU-beherrschten Baden-Württemberg kaum über Mitglieder mit Regierungserfahrung verfügt. Als Nachteil könne sich aber die jahrzehntelange Gewerkschaftskarriere Roths erweisen, die vor ihrem Eintritt in den Senat 1998 Vorsitzende des DGB Nordmark war. Denn im benachbarten Wahlkreis Göppingen tritt mit Bundesarbeitsminister Walter Riester der langjährige IG-Metall-Chef für die SPD an. Und noch eine Frage könne, so wird gemunkelt, bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen: Ob Roth nach gut drei Jahrzehnten fern der Heimat „noch schwäbisch schwätze“ kann.

Ebenfalls am Mittwoch will Ex-Bürgermeister Ortwin Runde den Spekulationen über seine Bewerbung für den Bundestag ein Ende machen. Aus seinem Umfeld verlautet, es sei „sehr wahrscheinlich“, dass Runde im Wahlkreis Wandsbek antritt. Seine Konkurrentin ist die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Barbara Brüning.

Hamburgs SPD-Parteichef Olaf Scholz wird ebenfalls demnächst seine Kandidatur in Altona offiziell bekanntgeben. Er hatte sein Mandat zurückgeben müssen, als er Ende Mai Innnensenator wurde. Die vier weiteren SPD-Abgeordneten wollen ebenfalls weitermachen: Anke Hartnagel in Nord und Angelika Mertens in Eimsbüttel müssen noch von den Kreisgremien abgesegnet werden, Johannes Kahrs in Mitte hat sein Ticket bereits in der Tasche. Auch der frühere Bürgermeister Hans-Ulrich Klose will erneut antreten, diesmal im neu gebildeten Wahlkreis Bergedorf-Harburg. Diese beiden Bezirke wurden wegen der Verkleinerung des Bundestages zu einem Wahlkreis zusammengelegt, Hamburg hat deshalb beim Urnengang am 22. September erstmals nur noch sechs statt sieben Wahlkreise.

Kloses Konkurrent bei der CDU wird erneut Volker Rühe sein. Der Partei- und Fraktionsvize wird zudem erneut auf Listenplatz 1 der Hamburger Union abgesichert. Hinter ihm rangiert erneut Landesparteichef Dirk Fischer, Platz drei dürfte an Antje Blumenthal gehen. Die langjährige Bürgerschaftsabgeordnete war im November in den Bundestag nachgerückt, als die Abgeordneten Birgit Schnieber-Jas-tram und Gunnar Uldall in den Schwarz-Schill-Senat wechselten. Wegen der Lücken, die diese beiden hinterlassen, ist auf den weiteren Plätzen mit mächtigem Gerangel zu rechnen, welches am 23. Februar auf einem Listen-Parteitag beendet werden soll.

Zu diesem Zeitpunkt wird eine andere Abgeordnete ihr Ticket nach Berlin bereits sicher haben: Ende Januar wird die GAL ihre neue Parteichefin Kristin Heyne zum dritten Mal auf den einzig aussichtsreichen Platz 1 der Landeslis-te wählen. Sven-Michael Veit