Pingpong mit Heroin

■ Start der Heroinambulanz verschiebt sich noch weiter in den Sommer

Eigentlich sollte der Modellversuch zur kontrollierten Heroinabgabe im Februar beginnen, dann im April, nun wird es wohl Sommer. Zwar hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU), noch in der Vorwoche angekündigt, das Projekt solle im April starten. Doch während in Bonn und Karlsruhe die Heroinambulanzen schon im März ihren Betrieb aufnehmen, steht in Hamburg noch immer kein Standort fest. Denn kaum wird ein Gedanke geäußert, regt sich Protest, zuletzt gegen die Süderstraße. Und gestern kündigte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ingo Kleist schon mal Protest für den Fall an, die Heroinambulanz solle aufs Gelände des ehemaligen Krankenhauses kommen.

Hat man sich entschieden, werden Umbauarbeiten unter anderem für die Sicherheitsvorkehrungen Monate in Anspruch nehmen. Und nach der aufwendigen Suche nach qualifiziertem Personal folgt die Auswahl der Probanden.

Das Thema wird zum Pingpongball: Weil die damalige Gesundheitssenatorin Karin Roth es im Wahlkampf nicht brauchen konnte, spielte sie es dem Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) zu, der solle sich um Standortsuche kümmern. „Wir haben 30 Standorte geprüft, 10 davon in die engere Auswahl genommen und schließlich vier auf Herz und Nieren untersucht“, sagt LBK-Sprecher Siegmar Eligehausen. Am Ende steht die Süderstraße. „Damit haben wir unseren Part erledigt – übrigens ohne Vertrag und ohne Geld“, sagt Eligehausen. Der neue Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill) holt sich den Ball nun zurück und will selber entscheiden, wo die Ambulanz hin soll.

„Die Standortsuche wird weiterhin intensiv betrieben“, sagt Rehaags Sprecher Michael Mrocek. Auch die Zahl der Probanden ist noch unklar, „es wird geprüft, sie zu senken“. Das würde allerdings die bundesweite Studie gefährden. „Ich gehe davon aus, dass Hamburg sich an den Vertrag mit dem Bundesgesundheitsministerium hält, den es unterschrieben hat“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Professor Michael Krausz vom Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung am UKE. Und da habe sich Hamburg verpflichtet, 230 Schwerstabhängige in den Versuch aufzunehmen, spätestens bis zum 31. Juli. Sandra Wilsdorf