buten un binnen will Tag gewinnen

■ Radio Bremen stärkt mit dem Samstags-BuBi seine regionale Präsenz – allerdings zehn Minuten zu früh

Heute ist BuBi-Samstag – der erste. Ein beachtlicher Etappengewinn nach dem letzen vor sieben Jahren, als sich BuBi lediglich fünf Minuten Sendezeit dazu eroberte. Die Programm-Erweiterung geht einher mit einer Umstrukturierung des RB-Fernsehens.

Der neue Mann an der Spitze: Jens Meyer, gebürtiger Bremer und Politologe, seit zehn Jahren BuBi-Chef. Jetzt hat er auch noch die Funktionen (nicht den Titel) des Fernseh-Chefredakteurs übernommen – von Christian Berg, der durch sein Statement für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, er könne das gesamte RB-Fernsehen mit 30 festangestellten MitarbeiterInnen bewältigen. Mittlerweile ist Berg Geschäftsführer und Gesellschafter der Hamburger Produktionsfirma „DM Film & TV“,bei der ihn mit 25 eine überschaubare Zahl von Festangestellten erwartete. Meyer hingegen nennt sich jetzt Leiter der neuen Abteilung „Aktuelles“ im RB-Fernsehen.

An dieser Personalie wird nicht nur interne Umstrukturierung sichtbar, sondern auch die geringere Bedeutung der ARD-Zulieferungen für Radio Bremen – ein eigener Fernseh-Chefredakteur war offenbar einsparbar.

Vor diesem Hintergrund ist es bitter, dass ausgerechnet die anteiligen Zahlungen für die ARD-Gemeinschaftssendungen im nun beginnenden Haushaltsjahr ein weiteres Loch in die Kassen des kleinen Senders reißen: Statt 4,9 zahlt RB dieses Jahr 6,7 Millionen Euro an die GAS, die „Gemeinschaftsstelle zentrale Einrichtungen und Aufgaben“ der ARD. Zu deren teuersten Aufgaben zählt bekanntlich der Erwerb von Sportsenderechten für Olympiade und WM.

Das BuBi-Team muss derweil mit kaum erweitertem Etat den zusätzlichen Sendetag stemmen. Aufwändige Ü-Wagentouren und Live-Schaltungen waren in das Samstags-Konzept also nicht einzuplanen. Dafür hat sich die Redaktion eine Reihe von neuen Rubriken ausgedacht: In „Stadtstreife“, einer Doku-Soap, sollen Polizisten unkommentiert von ihren Arbeitsabenteuern erzählen. Die Reihe „Wiedersehen“ featurt Ereignisse der letzten 30 Jahre.

Das Samstags-BuBi soll deutlich anders daherkommen als „Up'n Swutsch“, das 1997 unter die Messer der Vorabendprogramm-Harmonisierung geraten war. Aber mit „Thema der Woche“, „Person der Woche“ und „Wo steckt eigentlich“ solls durchaus Rückblickendes geben. Insgesamt gilt: Weniger Politik und Wirtschaft, dafür mehr Veranstaltungen und Sport.

Doch gerade da hat das Samstags-BuBi harte Konkurrenz: Auf SAT.1 läuft zeitgleich „ran“. Werder Bremen könnte dem Landes-Sender Schützenhilfe leisten: Wenn die Werder-Kicker gut genug sind, bestehen Chancen, dass ihre Spiele von „ran“ schon zu Beginn gezeigt werden und BuBi per Zweitrecht partizipiert – und nicht erst, wenn BuBi um 19.38 schon an „Bremens Tierladen“ übergeben haben wird.

Von der anderen Seite her drohen die „heute“-Nachrichten an der Quote zu knabbern. „Auch der ,Landarzt' ist nicht leicht zu knacken“, gibt Meyer zu bedenken. Trotzdem ist er zuversichtlich, die 20 Prozent Marktanteil zu erreichen, die für Landesschauen als Marge gelten. In der Woche ist BuBi mit 35 Prozent Marktanteil das erfolgreichste deutsche Regionalprogramm. JedeR Dritte im Empfangsgebiet schaltet sich ein – ein Erfolg, an dem allerdings auch Radio Bremens Situation als Stadtsender – im Gegensatz zu einem Flächensender – beteiligt ist.

Seit seinen Anfängen vor 21 Jahren – als „buten un binnen“ gerne auch „drunter und drüber“ genannt wurde und mit Polaroid-Standbildern bestach – hat sich das Format zu einem Spitzenprodukt des deutschen Regionalfernsehens gemausert – dem in letzter Zeit der Atem allerdings knapper wurde. Die heutige „Rückeroberung des Samstags“ (Meyer) tut Not auch wegen der nachbarschaftlichen Konkurrenz: Der NDR zeigt „Hallo Niedersachsen“ schon längere Zeit auch samstags, bietet seinen Gebührenzahlern also mehr Informationen als RB. Und während BuBi nun nachzieht, legen die Niedersachsen die Latte nochmal höher: Just an diesem Wochenende verdoppelt „Hallo“ seine Sonntags-Berichterstattung auf eine halbe Stunde. Da können die Bremer mangels einer sonntäglichen Regionalschiene im Ersten nur neidisch zuschauen.

Eine kleine Schwierigkeit am Rande: Das Samstags-BuBi flimmert schon um 19.10 Uhr über die Bildschirme, zehn Minuten vor der gewohnten Zeit – ein Tribut an die samstäglichen ARD-Rituale, wo durch die Ziehung der Lotto-Zahlen frühere Deadlines herrschen. BuBi muss also Zuschauergewohnheiten durchbrechen, um selbst zur neuen Wochenend-Gewohnheit zu werden. Henning Bleyl