Grünes Licht für Kreuzberger Frauenwohnprojekt

Das BeginenWerk will 40 Eigentumswohnungen für Frauen errichten, die selbstbestimmt leben möchten. Männer nur als Besucher willkommen

Am Erkelenzdamm zeigt sich Kreuzberg von seiner besseren Seite: Im Elisabethhof, unweit des Landwehrkanals, wohnen und arbeiten Medienkreative neben Architekten und Rechtsanwälten in solide restaurierten Etagen. Kneipen und Restaurants zeugen vom gehobenen Lebensstil. Doch mitten in der bürgerlichen Baulandschaft klafft eine Lücke. Seit Jahren überwintern hier ausrangierte Wohnwagen hinter Maschendraht, ein „Schandfleck“, wie eine Passantin den rund 1.000 Quadratmeter großen Lagerplatz bezeichnet.

Nun ist es nicht so, dass es keine Interessenten gäbe für das kostbare Grundstück, das dem Bezirk gehört. Seit fast zwei Jahren schon möchte das BeginenWerk, ein Verein, der sich für gemeinschaftliche Wohn- und Lebensformen von Frauen einsetzt, dort ein Frauenhaus bauen. Keines für misshandelte, sondern eines für die wohlhabenderen Geschlechtsgenossinnen, die genug Geld für eine Eigentumswohnung haben. Doch das Bezirksamt wollte dort bis vor kurzem eine Sporthalle bauen, und das, obwohl gleich um die Ecke gerade eine neue entstanden war. Aus Geldmangel hat der Bezirk sich aber mittlerweile endgültig von der Turnhallenidee verabschiedet. „Obwohl im Bezirk die Sportstätten fehlen“, wie Baustadtrat Franz Schulz betont.

Als ehemaliger Bürgermeister von Kreuzberg hat er sich jedoch auch immer für die Pläne des BeginenWerks eingesetzt. „Er hat uns das Grundstück damals sogar angeboten“, meint Jutta Klemper vom BeginenWerk. Ihr ist ein Rätsel, weshalb das Grundstück dann fast zwei Jahre lang nicht mehr zu haben war.

Doch das ist jetzt alles Schnee von gestern: Das Bezirksamt hat im November grünes Licht gegeben, und bis zum Sommer 2003 hoffen die Mitarbeiterinnen des BeginenWerks das neue Wohnhaus nur für Frauen einweihen zu können. Geplant sind rund 40 Eigentumswohnungen, verteilt auf sechs Etagen. „Jede Bewohnerin soll ihren eigenen Bereich haben“, betont Klemper. Wer Lust auf Geselligkeit hat, kann sich im geplanten Café oder auf der Dachterrasse mit anderen Frauen treffen. „Uns geht es beim Frauenwohnen nicht nur um Schutz, sondern vor allem um selbstbestimmtes Wohnen“, so Klemper. Männer sind deshalb nur als Besucher willkommen.

Ein ähnliches Frauenwohnhaus steht bislang in Bremen, doch dort gibt es eine größere soziale Mischung, weil der Trägerverein auch das Wohnen zur Miete anbietet. Das fällt jedoch bei der Anlage des BeginenWerks flach, „weil das finanzielle Risiko im Moment zu groß ist“, so Klemper. Lieber verlässt sich der Verein auf Frauen mit Eigenkapital, die schon jetzt großes Interesse an der Wohnanlage zeigen. Jeden Monat treffen sich die Interessentinnen, um bei der Planung Einfluss zu nehmen und ihre Wünsche zu äußern. Auch Frauen mit Kindern sind dabei, doch das ist eher die Ausnahme.

Investor der Anlage wird die „Berliner Bau- und Wohngenossenschaft von 1892“ sein, die in Steglitz bereits mit einem unkonventionellen Altenwohnprojekt Aufmerksamkeit erregt hat. Erfahrungen mit dem Bau von Frauenwohnungen sammelte das BeginenWerk erst kürzlich bei der Beteiligung an einem Projekt des Sozialpädagogischen Instituts (SPI) in Moabit. Dort hat der Verein vier Wohnungen in Selbsthilfe ausgebaut, um vier Frauen und neun Kindern ein neues Zuhause zu verschaffen.

CHRISTINE BERGER