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: HEIKO DILK über Moderatoren-Recycling, virtuelle Buchstabenwände und das verkaufte Lachen

Das Granu Fink der Quizshows

Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass das „Glücksrad“-Logo aussieht wie der Grüne Punkt. Schließlich hat jene Quiz-Show aus den frühen Tagen des Privatfernsehens schon so illustren Persönlichkeiten wie dem früheren Pornodarsteller Peter Bond in den medialen Recyclingkreislauf geholfen.

Seit dem 2. Januar moderiert Thommy Ohrner die Ich-nehme-die-Kaffeemaschine-und-das-Kinderfahrrad-Ratesendung, die – erstaunlich genug – erst seit 1998 auf dem Wiederverwertungssender Kabel 1 läuft. Dabei wirkt Ohrner alias „Timm Thaler“, als hätte er sein Lachen noch immer nicht zurück. Aber die Zeiten waren ohnehin noch nie besser für Moderatoren mit Tennislehrer-Charme. So dürfen sich nicht nur auf Neun Live Schattengestalten noch einmal versuchen, die schon längst vergessen, noch nie wirklich weg und noch weniger jemals wirklich da waren.

Besser kümmert sich nur die FDP um abgehalfterte TV-Moderatoren. Wie Peter Bond. Der soll 2002 für die Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag einziehen. Doch die „Liberalen“ tun sich schließlich durch Internetseiten hervor, die – um zu demonstrieren wie locker man so drauf ist – auf URLs wie „bekifft-ficken.de“ oder „sex-im-fahrstuhl.de“ hören. Während man aber – im Sinne der Parteienvielfalt – vertreten kann, dass die FDP nicht ganz überflüssig ist, sind alle Elemente des „Glücksrads“ ihrer einstigen Funktion beraubt.

Zum Beispiel die Buchstabenwand und mit ihr Sonya Kraus. Erstere ist seit Mai 2001 virtuell und letztere, die den älteren Zuschauern (und andere gibt es wohl nicht) durch ihre eher reptilienhafte Erotik ohnehin zu viel sein dürfte, dreht folglich gar keine Buchstaben mehr um. Selbst das ERNSTL ist in der Bonusrunde, wenn der gesuchte Begriff zum Beispiel aus der Kategorie „Flotte Sprüche“ kommt, vorgegeben.

Ähnlich verhält es sich mit den tollen Produkten, die man mal gewinnen konnte. Inzwischen gibt’s nur noch Bares. Freilich präsentiert der Sponsor „Home Shopping Europe“ (Ex-H.O.T.) zwischen den Spielrunden trotzdem den „Heimtrainer OK“, der genau auf die Zielgruppe zugeschnitten ist, die sich während der Werbeunterbrechung der Dauerwerbesendung sicher auch für „Granu Fink“ („Aber gegen den ständigen Harndrang kann man doch was tun!“) begeistern kann.

Eine Hoffnung bleibt allerdings: Noch immer sind Dialoge wie einst zwischen Peter Bond und Kandidatin Margarete drin: Bond: „Jetzt müssen Sie uns einen Konsonanten nennen!“ Margarete: „Ein ‚E‘.“