Werner Herzogs Unbesiegbare

■ Heute Abend startet Anna Gourari die Reihe „Auf schwarzen und auf weißen Tasten“ – die allerdings immer weniger werden

Was in der Regel schief geht: Wenn SchauspielerInnen InstrumentalistInnen spielen müssen und die Kameraführung die absurdesten Verdrehungen machen muss, um zu vertuschen, dass es sich nicht um ein und diesselbe Person handelt.

Rühmliche Ausnahme war Salome Kammer in Edgar Reitz' „Zweiter Heimat“. Sie hat Cello studiert und spielt in dem Film selbst. Während aber aus Salome Kammer letztendlich doch keine Cellistin wurde, ist die 1972 in Russland geborene Anna Gourari auf dem Weg zur Weltklassepianistin. Sie spielt die Hauptrolle, eine Pianistin, in Werner Herzogs „Invincible“, der in diesen Tagen in den Kinos anläuft. Heute Abend kann man Anna Gourari, die seit 1990 in Deutschland lebt, life hören: im ersten Konzert der Reihe „Auf schwarzen und auf weißen Tasten“ von Radio Bremen.

Sie hat zahlreiche Preise eingeheimst, der größte war wohl der erste Platz des Internationalen Clara Schumann-Wettbewerbs 1994 in Düsseldorf. Sie spielt ein Programm jenseits des eingefahrenen Repertoires mit einem Schwerpunkt auf Werken eines der größten Klaviervirtuosen aller Zeiten, Frédéric Chopin, dessen Musik der Schriftsteller André Gide „Schrift der Seele in Tönen“ genannt hat. Alle anderen sind Russen: Den Werken Chopins folgt die mystisch-ekstatische Musik Alexander Skrjabins, die motorisch-wilde Klaviersonate von Rodion Schtschedrin (1996) und eine Chaconne von Sofia Gubaidulina.

Der zweite Abend findet am Mittwoch statt: Auch der junge Florian Uhlig bietet ein höchst originelles Programm. Uhlig ist 1974 in Düsseldorf geboren und natürlich ebenfalls mit vielen Preisen ausgezeichnet: Die Münchner Tageszeitung erzählte von der „sagenhaften Klangkultur“ Uhligs. Und in der Süddeutschen Zeitung war zu lesen: „Uhlig erzählt, inszeniert, und bei den Zugaben wird er zum Charmeur, dann blitzen Entertainerqualitäten wie zu Zeiten eines Horowitz, eines Cherkassky“. Da sind wir doch sehr gespannt auf die Wiedergaben der Schumann-Variationen von Johannes Brahms, das künstlerische Dokument der einmaligen Freundschaft von Robert Schumann und Johannes Brahms. Biographisch bedeutend ist, dass Brahms auch noch ein Thema von Schumanns Frau Clara Wieck eingeflochten hat. Die hielt Schumann 1836 für verloren, und er schrieb die „Fantasie“ op. 17, das „wohl passionierteste, was ich je gemacht, eine tiefe Klage um Dich“.

Neben diesen beiden biographisch ineinander verzahnten Werken spielt Uhlig noch zwei Werke von Chopin, dann ein eigenes Werk und Raritäten von Charles-Valentin Alkan, Jean Promberger, Enrique Granados, Louis Marie Gottschalk und Moritz Moszkowski.

Wie es mit der Klavierreihe von Radio Bremen angesichts der Ein-sparungen und Umstrukturierungen weitergeht, bleibt abzuwarten. Angefangen hat die gut angenommene, inzwischen meist ausverkaufte Reihe vor über zehn Jahren mit fünf Konzerten, dann waren es drei und nun sind es immerhin noch zwei. Ende offen...

Ute Schalz-Laurenze