US-Vermittler will „Geste“ von Arafat

Israelis und Palästinenser nehmen Sicherheitsgespräche wieder auf und streiten über ein Schiff mit Waffen

JERUSALEM taz ■ Entsprechend den israelischen Forderungen hat der US-Angesandte Anthony Zinni die Sicherheit und ein Ende des Terrors in den Mittelpunkt seiner Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten gesetzt. Vertreter der israelischen und palästinensischen Sicherheitskräfte trafen gestern nach dreimonatiger Pause zusammen, um die Einzelheiten für einen Waffenstillstand auszuarbeiten.

Im Gespräch mit Palästinenserführer Jassir Arafat meinte Zinni: „Jedes Mal, wenn ich in die Region komme, macht Israel eine Geste; es ist Zeit, dass Sie auch eine Geste machen.“ Zwar sind Gewaltübergriffe und Terror in den vergangenen drei Wochen drastisch zurückgegangen. Erst gestern trugen zwei Aktivisten des Islamischen Dschihad bei Auseinandersetzungen mit palästinensischen Sicherheitskräften Verletzungen davon. Zinni kritisierte dennoch, dass Arafat nahezu nichts unternommen hätte, um die Infrastruktur der Extremisten zu zerstören. Hinsichtlich der Affäre um ein Schiff, das mit insgesamt 80 Tonnen Rüstungsmaterial Ende vergangener Woche im Roten Meer abgefangen wurde, lehnte der Amerikaner die palästinensische Bitte um eine Beteiligung an den Untersuchungen ab.

In Israel besteht kein Zweifel, dass das Schiff, das unter anderem Gewehre, Munition, Anti-Panzer-Geschütze und Katjuscha-Raketen geladen hatte, auf dem Weg ins palästinensische Autonomiegebiet war. Berichten des Hörfunksenders „Stimme Israels“ zufolge befand sich „ein Hisbullah-Anhänger auf dem palästinensischen Schiff“. Die seriöse Tageszeitung Ha’aretz berichtete gestern, dass Arafat „sehr wahrscheinlich persönlich den versuchten Schmuggel“ abgesegnet hatte. Grund für diese Annahme ist vor allem der hohe Preis der Aktion. Die Fracht habe einen Wert von 15 Millionen Dollar, dazu kommen die Kosten für das Schiff selbst. Absender soll der Iran gewesen sein. In den Augen von Israels Premierminister hat der Waffenschmuggel „das wahre Gesicht der Palästinenserführung, die vom Terror infiziert ist, enthüllt“.

Im Verlauf der gestrigen Kabinettssitzung plädierte Stabschef Schaul Mofas für ein Überdenken der Politik gegenüber der Palästinenserführung. Außenminister Schimon Peres glaubt jedoch nicht, dass der Zwischenfall Israel daran hindern wird, weiter nach einer Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zu streben. Die palästinensische Führung streitet jede Verbindung zu dem Waffenschmuggel ab.

SUSANNE KNAUL