Händeschütteln reicht nicht

Der Südasiengipfel in Nepal bringt keine Entspannnung zwischen Indien und Pakistan. Jetzt versucht der britische Regierungschef Blair mit Gesprächen in der Region sein Glück

DELHI taz ■ Ein Händedruck war die einzige sichtbare Geste von Kommunikationsbereitschaft, zu der sich die Führer Indiens und Pakistans in Kathmandu durchringen konnten. In der Eröffnungszeremonie des SAARC-Regionalgipfels am Samstag beendete Präsident Pervez Muscharraf seine Rede mit den Worten, er biete Indien „die Hand zu echter und aufrichtiger Freundschaft an“ und begab sich zum Platz von Atal Behari Vajpayee, der sich zögernd erhob und die angebotene Hand ergriff. Wie sein Vorsprecher wich auch der indische Premierminister vom vorbereiteten Text ab, um auf den Schritt Muscharrafs zu reagieren. Die Antwort zeigte aber, dass Vajpayees Händedruck nicht mehr als eine Geste war.

„Ich bin froh, dass mir Präsident Muscharraf die Hand der Freundschaft angeboten hat“, sagte er. „Nun muss dieser Geste das Verbot von Aktivitäten folgen, die es Terroristen erlauben, von Pakistan aus sinnlose Gewalt über Indien zu bringen.“ Vajpayee bekräftigte damit die Unbeugsamkeit der indischen Position, die jede Entschärfung der Lage abhängig machte von konkreten Maßnahmen zur Eindämmung des „grenzüberschreitenden Terrorismus“. Die Spannungen zwischen beiden Ländern hatten sich seit einem Anschlag auf das indische Bundesparlament in Delhi Mitte Dezember wieder verschärft.

Immerhin stellte Vajpayee den Konflikt in den Kontext der Aufgaben der SAARC-Regierungen und bekannte sich zu deren Pflicht, die „vielen unerfüllten Versprechen einer menschenwürdigen Existenz für die Völker der Region“ zu verwirklichen. Der SAARC gehören Indien, Pakistan, Nepal, Bhutan, die Meladiven und Sri Lanka an.

Auch Muscharraf hatte in seiner Ansprache einen Bogen vom Kaschmirkonflikt zur mangelnden Zusammenarbeit zwischen den südasiatischen Staaten gezogen. Aber er machte dafür allein Delhi verantwortlich. Muscharraf sah in der Ausklammerung politischer Konflikte die Ursache für die Stagnation der regionalen Zusammenarbeit. Er äußerte sich auch direkt zum Thema des Terrorismus, den Pakistan verurteile und dessen Opfer es sei. Doch die Kampagne gegen den Terror müsse unterscheiden zwischen „Akten legitimen Widerstands und Freiheitskämpfen einerseits, und Terrorakten“. Der indische Außenminister Jaswant Singh machte sich später lustig über den Versuch einer Unterscheidung „zwischen guten und schlechten Terroristen“. An der Waffenstillstandsgrenze in Kaschmir gab es keine Zeichen der Entschärfung.

Nun will der britische Premierminister Tony Blair sein Glück versuchen. Er traf gestern in Delhi mit Vajpayee zusammen. Heute reist er nach Islamabad weiter. In einer Rede in Bangalore unterstützte er vorab die indische Forderung nach einem Verbot von Organisationen wie Laschkar e-Taiba und Jaisch e-Mohammed. Erst die „unmissverständliche und totale Verurteilung“ des Attentats vom 13.Dezember schaffe die Voraussetzung für die Wiederaufnahme eines Dialogs. Es ist eine Bedingung, die Pakistan erfüllt zu haben glaubt, die aber aus indischer Sicht immer noch aussteht. BERNARD IMHASLY