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: Elegante Finte

Nun soll mit Rot-Rot also auch ein Denkmal für Rosa Luxemburg kommen. Ja und, könnte man fragen. Es ist doch nur eine von vielen neuen Gedenkstätten, die PDS und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung versprechen, darunter solche für die in der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen und Sinti und Roma. Ein Luxemburg-Denkmal dürfte kontroverser verhandelt werden. Versucht der Bau doch elegant die Angriffe der zahlreichen Kritiker zu parieren, die Rot-Rot nach wie vor als historischen Fehler nicht nur für Berlin, sondern für ganz Deutschland sehen und nur auf die Gelegenheit warten, althergebrachte antikommunistische Reflexe wiederzubeleben. Skandal, ein Denkmal für eine antidemokratische Arbeiterführerin, so heißt es schon.

Kommentarvon JÖRN KABISCH

Es ist jedoch vor allem die Geschichte des Denkmals, aus der sich die Symbolkraft ergibt. Denn das hatte seit dem Kriegsende im Ost- wie im Westteil Berlins trotz vieler Pläne nie eine Chance, realisiert zu werden. Nur der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht konnte hüben wie drüben gedacht werden. Für ein Denkmal war die Luxemburg für beide Seiten zu widersprüchlich: Die einen sahen in ihr eben auch die Antidemokratin, die anderen kannten sie unter anderem als Urheberin des Spruches „Freiheit ist auch die Freiheit des Andersdenkenden“. Deswegen verließen die Pläne für ein Denkmal nie die Schubladen der DDR-Stadtplaner.

Gerade dieser sich ähnelnde Umgang mit den früheren Plänen macht den Charme der heutigen Idee aus. Die Errichtung eines Denkmals für Rosa Luxemburg könnte zum Symbol einer inneren Einheit werden, die Widersprüchlichkeiten nicht ignoriert und damit über das Gleichmachertum der Vereinigung weit hinausginge. So ein Denkmal stünde Berlin tatsächlich gut an.