Kandidatin mit Vergangenheit

Für das Justizressort ist die Brandenburger Verfassungsrichterin Rosemarie Will im Gespräch – einst SED, heute SPD

Schon einmal hatte sich an der Person von Rosemarie Will (SPD) die Frage entzündet, ob ein ehemaliges SED-Mitglied in der bundesrepublikanischen Gesellschaft eine herausragende Position einnehmen kann. Das war im September 1996. Der Brandenburger Landtag sagte ja, indem er die Juristin Will mit überwältigender Mehrheit als Richterin in das Landesverfassungsgericht wählte.

Nun ist um die Professorin für Staatslehre an der Berliner Humboldt-Universität eine neue Debatte entflammt. Die 52-Jährige wird im rot-roten Berliner Senat als Kandidatin für das Amt der Justizsenatorin gehandelt. Weil die SPD das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Postens und die PDS ein Vetorecht hat, muss ein Kompromiss gefunden werden. Frau Will, jubelte die FAZ, könnte dem Regierenden Bürgermeister Wowereit mehrere Wünsche erfüllen: „Sie ist Frau, stammt aus dem Osten“, sie könne „die PDS still halten“.

Die gebürtige Sächsin und Mutter von zwei Kindern hat zu DDR-Zeiten eine typische Kaderkarriere gemacht: Sie trat mit 20 Jahren in die SED ein, gehörte den Kampfgruppen an der Universität an, absolvierte ein Zusatzstudium in der Sowjetunion. 1989 erhielt die stramme Genossin an der Humboldt-Universität einen Lehrstuhl für Arbeitsrecht.

Nach der Wende kurzzeitig PDS-Mitglied, setzte sie sich als Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät an der Humboldt-Universität erfolgreich gegen deren Abwicklung ein. 1993 wurde sie Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Damals trat sie in die SPD ein.

„Ein Jurist ist ein Jurist, egal in welchem System“, wird Will über Will zitiert. In SPD-Kreisen gibt es daher Vorbehalte gegen die „wendige, anpassungsfähige“ Kandidatin. Auch aus der PDS heißt es ablehnend: „Sie hat ein bisschen zu viel die Partei gewechselt.“ PLUTONIA PLARRE