All that Jazz (II)

■ Es gibt sie also doch: Drei Hamburger Bands beim Jazz Juice

Jazz in Hamburg ist so eine Sache. Irgendwie scheint er nicht da zu sein. Klar, es gibt den Studiengang Jazz an der Musikhochschule, und auf Konzerten der großen Stars begegnen sich die üblichen verdächtigen Bildungsbürger. Doch abgesehen von der großen hanseatischen Dixielandriege, dem Birdland in Eimsbüttel und einigen wenigen in die Hamburger Subkultur vorgedrungenen Jazzern tut sich nicht viel. Da hilft auch der Verweis auf eine einstmalige Swingjugend wenig. Hamburg, das sich in Sachen HipHop und Pop gerne mal auf die Schulter klopft, ist wohl nicht Jazz.

Aber halt: es gibt ja noch „Jazz Juice“ im Mojo Club. Das ist Jazz aus Hamburg in Hamburg. Und es ist gut. Vor einigen Monaten in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Jazzbüro gestartet, hat sich die Reihe im Mojo mittlerweile etabliert, und es dürfte sich herumgesprochen haben, dass da – im Idealfall – tatsächlich einiges geht: coole Atmosphäre, nette Menschen und Livemusik, genauer drei Jazzbands. Diese langweilen nicht mit schwachen Interpretationen altbekannter Standards, sondern spielen eigenes Material.

Dieses Mal eröffnet das Duo Aima den Abend. Ganz der Jahreszeit entsprechend werden die aus Schweden stammenden Aino Löwenmark (Gesang) und Martin Tingvall (Piano) mit ihrem melancholischen Mix aus skandinavischer Folklore und zeitgenössischem Jazz so mancher HamburgerIn aus der Seele spielen – und selbige mit ruhigen Klängen erwärmen.

Als zweite Band folgt das Quartett Bump Ahead um den Vibraphonisten Wilfried Bokelmann. Sphärische, weite Klänge treffen auf ein pulsierendes Modern-Feel. Unterstützt von Schlagzeug, Gitarre und Kontrabass heißt das: straight ahead, man.

Den Abend beschließen werden dann Litte Freak. Vor einem Jahr aus der Not heraus gegründet – man wollte mit Unterhaltungsjazz zu Geld kommen –, haben die vier Musiker mittlerweile eine recht erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Dabei ist die Not zwar geblieben, und auch das mit der Unterhaltungskapelle hat nicht so ganz geklappt. Dafür hat sich die Band aber zu einer homogenen Einheit entwickelt, die im Zusammenspiel, in der Kommunikation und Interaktion nicht nur eine ihrer Stärken sieht, sondern gerade daran großes Vergnügen findet. Gelegentlich düster, zeugen ihre Eigenkompositionen irgendwo zwischen Kopfnicken, dem Sound des ECM-Labels und John Scofield von der Möglichkeit, mehr zu sein als die Summe der einzelnen Teile, die da sind: Gitarre, Bass, Saxophon und Schlagzeug.

Da geht einiges. Jazz in Hamburg ist also doch da. Man muss halt nur schauen. Gerd Bauder

Donnerstag, 20 Uhr, Mojo Club