Kabul wird ziviler

Bewaffnete müssen Kabul verlassen. Unstimmigkeit über Schicksal gefangener Taliban. US-Soldaten nehmen Al-Qaida-Anführer fest

KABUL/WASHINGTON rtr/afp/ap ■ Afghanistans Übergangsregierung hat gestern alle bewaffneten Männer aus Kabul gewiesen. Außer Polizisten und anderen offiziellen Sicherheitskräften dürfe niemand in der Hauptstadt Waffen oder Munition tragen, teilte Innenminister Junis Kanuni mit. Damit setze die Regierung die Sicherheitsvereinbarung um, auf die sich Vertreter des Landes im Dezember in Bonn geeinigt hätten. Alle Bewaffneten sollten sich in ihre Heimat zurückziehen. Seit dem Abzug der Taliban bevölkern tausende schwer bewaffnete Nordallianz-Kämpfer die Stadt. Künftig soll die internationale Schutztruppe Isaf für Sicherheit in und um Kabul sorgen.

Mit Empörung reagierte das afghanische Innenministerium auf die Freilassung von sieben ranghohen Taliban-Führern durch die Provinzregierung in Kandahar. Ein Sprecher in Kabul bezeichnete die Freilassung als „unakzeptabel für das afghanische Volk“ und forderte, dass den Exministern der Prozess gemacht werden müsse. Die Provinzregierung in Kandahar hatte angegeben, die Männer seien gemäß dem Autonomieabkommen freigelassen worden. Dieses garantiere allen Taliban, die sich ohne Widerstand stellten, die Freiheit. US-Generalstabschef Richard Myers betonte dagegen, die USA beharrten auf der Auslieferung aller Taliban-Führer von Ministerrang.

Bei ihrer Jagd auf Al-Qaida-Kämpfer haben US-Soldaten im ostafghanischen Paktia zwei führende Mitglieder gefangen genommen. Dabei seien auch Computer und Mobiltelefone gefunden worden, teilte Generalstabschef Myers mit. Die beiden Al-Qaida-Mitglieder gehörten zu einer Gruppe von insgesamt 14 Kämpfern, die sich in einer unterirdischen Anlage in Sawar Kili nahe der Stadt Chost befanden. Die US-Streitkräfte haben nach Angaben von Myers bisher 364 mutmaßliche Mitglieder der Taliban-Miliz und der al-Qaida gefangen genommen. Dazu gehört auch Ibn al-Scheich al-Libi, einer der zwölf meistgesuchten Al-Qaida-Anführer. Er wird derzeit an Bord des amerikanischen Kriegsschiffs „Bataan“ vernommen. Al-Libi, der mehrere Ausbildungslager der al-Qaida leitete, hat sich nach US-Angaben bei Verhören sehr kooperativ verhalten. KUG