bundeswehr in kuwait
: Drohen und drohen lassen

Noch vor ein paar Wochen galten alle, die im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Terrorismus vor einem allzu weitreichenden Mandat für die Bundeswehr warnten, als Wirrköpfe, denen eine überkommene Ideologie das Gehirn vernebelt hatte. Fast die gesamte veröffentlichte Meinung hielt Befürchtungen für abwegig, deutsche Soldaten könnten schon bald in neue, unerklärte Kriege verwickelt werden, und feierte stattdessen ihren Frieden in Afghanistan.

Kommentarvon BETTINA GAUS

Allmählich weicht diese verfrühte Begeisterung einer gewissen Ernüchterung. Während internationale Truppen in Kabul für Ruhe sorgen sollen, setzen die USA ihre Bombenangriffe südöstlich der afghanischen Hauptstadt fort. Spekulationen über Militäreinsätze gegen Somalia oder den Irak beleben die Sorge, dass Washington sich um Bedenken europäischer Verbündeter wenig schert und ausschließlich die eigenen Interessen verfolgt.

Für diese Befürchtung gibt es gute Gründe. Schließlich lassen die USA seit Jahrzehnten keinen Zweifel daran, dass die Sicherung ihrer Energieversorgung mit Öl und anderen Rohstoffen im Mittelpunkt ihres außenpolitischen Handelns steht. Die Annahme, dieses Ziel ließe sich von der Bekämpfung des internationalen Terrorismus trennen, war von Anfang an naiv – und zwar umso mehr, als dieser Terrorismus ausgerechnet in jenen Weltgegenden seinen Nährboden findet, die hinsichtlich der globalen Ressourcenverteilung von besonderer Bedeutung sind.

Es ist daher folgerichtig, dass die Arabische Halbinsel nun in den Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt. Vielleicht greifen die USA vermutete Gegner künftig nicht selbst an, sondern bedienen sich – wie schon jetzt in Somalia – der Hilfe regionaler Verbündeter und vertrauen im Übrigen auf die einschüchternde Wirkung einer verstärkten westlichen Militärpräsenz. Denkbar ist aber auch, dass sich die Falken in Washington mit ihrem Wunsch nach einem offenen Krieg beispielsweise gegen den Irak durchsetzen.

Ungefährlich sind beide Strategien nicht. Auch latentes Unbehagen an allzu massiver westlicher Dominanz kann leicht in eine Destabilisierung der Region münden. Sollte es dahin kommen, dann dürfte der deutschen Bundesregierung ihr Hinweis auf den defensiven Charakter des zur Verfügung gestellten militärischen Geräts nichts nützen. Er ist ohnehin scheinheilig. Jede Kriegsführung bedarf – auch – defensiver Waffen.

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