Acht Plätze zum Sterben

■ Erstes Hospiz in Jahrhundertwende-Villa in Walle eröffnet / Am 1. Februar ziehen die ersten Gäste ein / Ehrenamtliche Kräfte fehlen

„Sterben gehört zum Leben dazu“. Das betonten alle RednerInnen bei der gestrigen Eröffnung des Hospizes „Brücke“ in Walle.

In diesem ersten Bremer Hospiz finden acht Menschen Platz, die an einer tödlichen Krankheit im Endstadium leiden. „Das werden vor allem Krebs- und AIDS-Kranke sein, Menschen mit neurologischen und inneren Krankheiten“, erläutet die Hospizleiterin Monika Foppe. Am 1. Februar können die ersten Gäste, wie die zukünftigen BewohnerInnen genannt werden, in die umgebaute Villa mit großem Garten einziehen. Drei Anmeldungen hat Foppe bislang.

„Wir wollen hier keine Krankenhausatmosphäre haben“, betont die Hospiz-Leiterin. Das Ergebnis des 800.000 Euro teuren Gebäude-Umbaus, der gestern annähernd abgeschlossen war, bestätigt diesen Wunsch: In liebevoller Kleinarbeit hat der zuständige Architekt, Wolfgang Weiß, Stuck an fast allen Decken nachträglich angefertigt, im Erdgeschoss-Flur hat Weiß die alten gemusterten Bodenfliesen erhalten, von der Flur-Decke strahlt ein Kronleuchter. Um eine möglichst private Atmosphäre zu erhalten, gibt es nur Einzelzimmer, in denen Parkettfußboden liegt. Eingerichtet sind sie überwiegend mit Holz und in warmen Farben.

Außerdem hat die Zentrale für Private Fürsorge, die das Hospiz betreibt, dafür gesorgt, dass es ein Appartement für Angehörige gibt. „Dahin können sie sich zurückziehen, wenn es mal nicht mehr geht“, begründet der Vorstandsvorsitzende der Zentrale, Alfred Kuhlmann, die Einrichtung dieser Räume. Angehörige dürfen jederzeit im Hospiz sein.

Die Gäste werden von dreizehn ausgebildeten Kräften betreut und versorgt. Sie alle werden eine Zusatzausbildung für die Sterbebegleitung haben. Darüber hinaus sucht die Hospiz-Leiterin langfristig noch viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen. „Davon lebt die Hospiz-Bewegung“, sagt Foppe. „Besonders schön wäre es, wenn Interessierte schon eine Hospiz-HelferInnen-Ausbildung haben. Ansonsten werden wir uns darum kümmern.“

Bei den zukünftigen Hospiz-BewohnerInnen gehe es darum, sie auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten, Schmerzen und Leid zu lindern, denn gesund therapiert werden kann von ihnen niemand mehr. „Durchschnittlich leben die Menschen im Hospiz noch etwa drei Wochen.

„Wir wollen Menschen ein würdevolles Sterben ermöglichen, möglichst ohne Schmerzen und möglichst ohne das Gefühl, verlassen zu sein“, erläutert Alfred Kuhlmann, der Vorstandsvorsitzende der Zentrale für Private Fürsorge, die das Hospiz betreibt.

Eigentlich ist die Einrichtung das zweite Bremer Hospiz. Schon 1996 gab es einen ersten Versuch, ein Haus mit zehn Plätzen. Es scheiterte nach zwei Monaten, weil die Finanzierung nicht auf sicheren Füßen stand.

Ulrike Bendrat